Vienna Design Week

Studiotut: Ideen aus der Obstkiste

(c) Christine Pichler
  • Drucken

Marie Nemeth und Silvia Stocker sind Studiotut. Sie reaktivieren archaisches Wissen über die Lagerung von Lebensmittel. Oder lassen bei der Vienna Design Week einen Dorfplatz von der EU erzählen.

Im Designstudio verhält es sich fast so wie in der Obstkiste. Es kommt darauf an, wer sonst noch so da ist. Äpfel wirken etwa auf Bananen. Durch das Reifegas Ethylen. Das macht Bananen schnell schwarz, aber unreife Avocados dafür schneller genießbar. Bei Studiotut wirkt auch das eine auf das andere. Oder vielmehr: Marie Nemeth auf Silvia Stocker. Und umgekehrt. Dabei geht es eher ums Befruchten, mit Ideen und Input. Damit auch solche Projekte wie stapelbare Obstkisten dabei rauskommen. „Die Speis“ vermittelt Alltagswissen, das dem Alltag längst wieder abhanden gekommen ist, gemeinsam nämlich mit der Raumtypologie, die dafür zuständig war: Wie man Lebensmittel richtig lagert. „Wir haben uns schon länger mit bestimmten Archetypen beschäftigt. Auch mit der Speis“, erzählt Nemeth. Gemeinsam mit der Tischlerei Martin Bereuter aus dem Bregenzerwald wollten Studiotut Wissen und Objekt wieder zurückholen, in den Status „Selbstverständlichkeit“, ursprünglich als Beitrag für den Wettbewerb „Handwerk + Form“ vom Werkraum Bregenzerwald.

(c) Adolf Bereuter


Kartoffeln unten, ganz oben das, was noch reifen soll, dazwischen die Äpfel. Alles eine Frage der Konstellation eben. Ähnlich wie in der gestalterischen Arbeit. „Wir lieben es, zu kooperieren und bestimmte Kompetenzen bei Projekten zusammenzuführen“, sagt Silvia Stocker. Der Nebeneffekt: Man reift selbst ein wenig. Inzwischen wissen Nemeth und Stocker auch, dank Workshop, wie man andere für ein Projekt begeistert, für das man selbst so sehr brennt – mithilfe von Crowdfunding. Zur Zeit ist es ein Vermittlungsprojekt, in dem das Herzblut der beiden Designerinnen am heftigsten zirkuliert. Ein hybrides Ausstellungsformat, analog und digital, das sich mit Wegwerfmode und Kleiderkonsum beschäftigt. Bei der Zielgruppe, Jugendliche an den Schulen, soll es Schule machen. Als Weiterentwicklung eines Projektes, das Studiotut ursprünglich mit Lisa Vesely für ein Bludenzer Festival konzipiert hat. Der gewiefte Plan für postpandemische Wissensvermittlung: Eine Ausstellung, die man nicht besuchen muss. Weil sie einen selbst besuchen kommt. 

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.