Kolumne

Wiedereinstieg in den Traumjob

Trotzdem Abheben zum Traumjob
Trotzdem Abheben zum Traumjob(c) Getty Images (pinstock)
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Auf zum Traumjob. Folge 31. Traumjobs fallen nicht vom Himmel, aber...

Den Traumjob einmal an Land zu ziehen, ist schon eine schwierige Sache. Mindestens genauso herausfordernd ist es allerdings, nach einer längeren krankheitsbedingten Pause oder Karenzzeit wieder in den  Traumjob zurückzukehren.

Ganz egal ob freiwillig gewählt oder vom Körper verordnet, der Wiedereinstieg macht vielen Menschen zu schaffen, ganz besonders wenn sie sehr hart daran gearbeitet haben, einen ganz bestimmten Job zu bekommen.

Angefangen bei der eigenen Tagesstruktur, die im Falle einer Karenzzeit sehr oft an die Bedürfnisse des Partners bzw. an die der Kinder angepasst ist über das mangelnde Vertrauen in die eigenen Kompetenzen bis hin zu den verpassten Veränderungen in der Arbeitswelt an sich.

Gerade das Tempo der Veränderung in der Arbeitswelt hat ja bekanntlich in den letzten Jahren aufgrund der Digitalisierung und Covid-19 noch einmal richtig Fahrt aufgenommen. Und viele Arbeitsplätze haben vor fünf Jahren zum Teil komplett anders ausgesehen.

Zusätzlich sind die Aufgabengebiete je nach Position und Branche ebenfalls sehr gravierenden Änderungen unterworfen gewesen. Da ist es kaum verwunderlich, dass in Anbetracht dieser Wiedereinstiegsperspektive so manchem Angst und Bange wird.

Eine New/Outplacement-Kundin meinte unlängst in einem Gespräch, ihr ginge so viel in durch den Kopf, sie wisse gar nicht, womit sie überhaupt anfangen solle, und am besten wäre es wohl, gar nicht mehr in die alte Position und Firma zurückzukehren.

Die eigene Choreografie entwickeln

Jede Veränderung folgt einer eigenen Choreografie, so auch der Wiedereinstieg in einen schon einmal dagewesenen Traumjob. Wichtig ist es herauszufinden, wie die eigene Choreografie für eine derartige Veränderung aussehen kann.

Einen guten Anhaltspunkt dafür liefert ein alt hergebrachtes sogenanntes Triadenschema, welches in vielen unterschiedlichen Ausprägungen seit Jahrhunderten in der Menschheitsgeschichte existiert.

Die Grundfigur dieses Schemas ist ein gleichschenkeliges Dreieck. Die Ecken symbolisieren dabei die unterschiedlichen Eingangstore. Im Falle eines Wiedereinstieges in den Job sind dies zum Beispiel die Tore Struktur – Netzwerk – Know-How/Kompetenz.

An der Spitze des Dreiecks steht dabei das Know-How/Kompetenz, links davon das Netzwerk und auf der rechten Seite die Struktur – et voilà: fertig ist die Triade. Jeder kann für sich natürlich eine andere Triade wählen, aber in der New/Outplacemen-Beratung hat sich dieses Schema schon bewährt.

Im nächsten Schritt lasse ich meine New/Outplacement-Kundinnen und -Kunden wählen, womit sie ihre Veränderungsarbeit beginnen möchten. Dieser Punkt ist sehr unterschiedlich von Mensch zu Mensch.

Den eigenen Startpunkt festlegen

Für manche ist es wichtig zuerst Kontakt zu Ihrem Netzwerk aufzubauen und Gespräche mit anderen Menschen zu suchen, um so wieder mehr eigenes Vertrauen zu gewinnen. Eine Möglichkeit ist es vor dem Start in Gesprächen mit dem zukünftigen Vorgesetzten das neue Erwartungen abzuklären und das neue Aufgabengebiet genau zu besprechen.

Vor allem bei High-Performern stellt sich in diesem Gespräch oft heraus, dass die Erwartungen an die eigene Person oft um vieles höher sind als die der Führungskraft. Die Kontaktaufnahme zu den zukünftigen Kolleginnen und Kollege hilft sehr oft dabei, Ängste abzubauen, vor allem dann wenn sich die Zusammensetzung des Teams geändert hat.

Eine sehr gute Strategie ist, wenn möglich, der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen der IT-Abteilung, weil sehr oft hat sich die IT-Infrastruktur in den letzten Jahren diametral verändert. Auf diese Art und Weise wendet man den Blick schon in Richtung Know-How/Kompetenz und somit des nächsten Punktes in der eigenen Veränderungschoreografie.

Sollte in der Organisation ein Gespräch mit der IT-Abteilung absolut nicht zu organisieren sein, dann findet sich im Freundes- und Bekanntenkreis sehr oft jemand, der hier helfen kann.

Eine weitere Möglichkeit, um in dieser Hinsicht wieder Anschluss zu finden wäre natürlich die Absolvierung eines Seminares bzw. einer kleineren Ausbildung vorab. Alles was zur Stärkung des Know-Hows/Kompetenz beiträgt ist an dieser Stelle willkommen.

Last but not least gilt es die eigene Tagesstruktur wieder Workplace-kompatibel zu gestalten. Das ist sehr oft eine organisatorische Herausforderung und sorgt dann oft im Falle einer Elternkarenz für Konfliktpotenzial in der Partnerschaft, nämlich dann, wenn ein Partner bis dato zu 100 Partner für die Kindererziehung verantwortlich war.

An dieser Stelle empfiehlt es sich Reibungsverluste zu reduzieren, indem sich professionelle Hilfe von einem Mediator holt. Neben der Tagesstruktur ist es ebenfalls notwendig sich wieder an die eigene Arbeitsstruktur von vor dem Wiedereinstieg zu erinnern.

Derartiges kann dem Zufall oder der eigenen Intuition überlassen werden, wer anfangs allerdings mehr Struktur benötigt, kann seinen Wiedereinstieg in den Job wie ein Projekt planen. Dazu erarbeite ich mit meinen New/Outplacement-Kundinnen und -Kunden gerne einen vereinfachten Projektplan für die ersten drei bis sechs Monate. Folgende Fragen helfen gut beim Reflektieren und zwar:

  • Welche Aufgaben/Tätigkeiten übernehme ich zu welcher Zeit?
  • Welche Hindernisse können auf mich zukommen?
  • Welche Kompetenzen habe ich zur Verfügung meinen Herausforderungen zu begegnen?
  • Welche HelferInnen stehen mir in dieser Zeit zur Verfügung?
  • Was sind meine persönlichen Meilensteine? Wofür lasse ich mich feiern?

Die Vorwegnahme der ersten Monate erleichtert vielen New/Outplacement-Kundinnen und -Kunden die ersten Schritte nach der Pause zu gehen.

Diese Vorbereitung ist deshalb so wichtig, weil sich in der Regel die Ungewissheit einer Sache lähmend auf die Wahrnehmung unserer Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten auswirkt. Klarheit wirkt in diesem Zusammenhang wahre Wunder. Und viele wundern sich anschließend wie gut es gelingt wieder fest im Sattel ihres Traumjobs zu sitzen.

Gutes Gelingen!

Michael Hanschitz

Michael Hanschitz
Michael Hanschitz(c) Marek Knopp

Michael Hanschitz ist seit nunmehr 15 Jahren als New/Outplacementberater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung (www.outplacementberatung.co.at) und Autor des Buches Menschen fair behandeln. Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen in schwierigen Veränderungsprozessen. Beraten mit Herz und Verstand lautet seine Devise.

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