Kolumne

Ablenkungsmanöver

Sprechblase
SprechblaseClemens Fabry
  • Drucken

Sprechblase Nr. 410. Warum jeder Ismus beinah schon eine Auszeichnung ist.

Woran erkennt man, dass ein Begriff endgültig in den Wortschatz aufgenommen wurde? Wenn er das Suffix – Achtung, Sprechblase – „-ismus“ draufgepackt bekommt: Kapitalismus, Marx-, Taylor-, Keynesianismus oder Liberalismus.

Sehr beliebt ist derzeit der What-aboutismus. Nicht, dass dieses Wort dabei jemals ausgesprochen werden würde. Die dahinterliegende Methode wird hingegen oft und gern angewendet. Sie beruht auf der Gegenfrage: „Und was ist mit . . .?“ Früher sagte man „Tu quoque?“ (Quoqueismus setzte sich nicht durch), heute sagen viele „What about . . .?“ Ein Ablenkungsmanöver in Form des Hinweises auf mögliche Schwächen des Gegenübers ist und bleibt es.

Eine Ablenkung kommt auch hier: Nach den Sprechblasen „-bedingt“ und „-technisch“ in den vergangenen Wochen und „-ismus“ heute endet die Miniserie. Weil es drei Begriffe waren, könnte man – Trielle waren gestern – das Wort „Triadismus“ bemühen.

In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.

Die gesammelten Kolumnen finden Sie hier.

("Die Presse" Ausgabe von 11. September 2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.