Umstrittene Reform

Das Geschäft mit der Fußball-WM

APA/AFP/FABRICE COFFRINI
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Der Weltverband Fifa treibt trotz des Widerstands Europas das Projekt voran, die WM ab 2026 alle zwei Jahre auszutragen. Glättet ein Onlinegipfel die Wogen? Es geht um mehr Macht - und noch mehr Geld.

London. Fifa-Präsident Gianni Infantino versteht es wieder einmal blendend, den Weltfußball aufzuregen und in Bewegung zu halten. Mit seinem Vorhaben, die WM ab 2026 mit 48 Teams nicht mehr alle vier, sondern alle zwei Jahre stattfinden zu lassen, rief er sehr viel Kritik bei Europas Klubs hervor. Auch die Uefa schießt scharf gegen diesen „Terminwahnsinn“, er bedeute noch weniger Spielpausen und Regeneration für die Profis. Und er könnte das eigene Europacup-Geschäft untergraben.

Um sich freilich nicht selbst mit den ersten Wellen der Ablehnung konfrontiert zu sehen, schickt Infantino – er lernte die Befindlichkeiten und Wünsche der Funktionärsbranche auch von Sepp Blatter – geschickt „Leuchttürme“ vor. Ehemalige Fußball-Ikonen wie Arsène Wenger sollen seinem Projekt den Weg ebnen. Der Franzose, 71 und Jahrzehnte in Diensten der Arsenal Gunners, ist „Direktor“ der Technischen Beratungsgruppe. Er sagt: „Der Fußball braucht einen neuen Rhythmus. Wenn wir so weitermachen, fahren wir gegen die Wand.“

Was auf den ersten Blick vollkommen weltfremd klingt, ist Wengers und Infantinos blanker Ernst: Die WM soll im Zwei-Jahres-Rhythmus laufen. Zur Vorstellung: WM, dann EM, im Jahr darauf wieder WM – Wenger warb dafür, das bahnbrechende Konzept in seiner Gesamtheit zu betrachten. „Alle zwei Jahre eine WM ergibt nur Sinn, wenn man auch alle Qualifikationsspiele umstrukturiert.“ Er würde sie reduzieren und weniger, dafür längere Länderspiel-Fenster einrichten. Dadurch hätten Vereine ihre Spieler länger zur Verfügung, sie müssten weniger oft reisen. Die Zahl der Spiele werde sich nicht erhöhen, beteuerte Wenger.

„Die WM bleibt ein globales Ereignis“

Auch eine häufigere WM-Austragung wäre keinesfalls inflationär, sie bleibe ein „globales Ereignis. Man will der Beste in der Welt sein, und man will der Beste der Welt in jedem Jahr sein. Aber ich kenne die Kräfte nicht, die dafür oder dagegen sind.“

Uefa-Präsident Aleksander Čeferin ist dagegen. Mit ihm die ECA, die European Club Association, in der alle Großvereine vertreten sind – auch Salzburg, Rapid, Sturm oder Austria. Die Fifa-Vorschläge würden einen „direkten und zerstörerischen Einfluss auf unsere Wettbewerbe haben, sowohl international wie national“, warnte die ECA. Zudem habe man Gesundheitsbedenken, der Fifa-Plan sei „egoistisch“.

Natürlich, es geht um Macht und wer noch mehr Geld verdienen kann. Für 30. September wurde ein Onlinegipfel über den internationalen Spielkalender anberaumt. Es geht um die Zukunft der Fußball-WM, Europas Events – und um die Verteilung des Geldkuchens. (fin)

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