Arbeitsminister Kocher will die Arbeitslosenversicherung umbauen und sympathisiert mit gestaffelten Bezügen. In Schweden gibt es das schon lang, gepaart mit Eigenverantwortung und klaren Ansagen. Ein Lokalaugenschein.
Stockholm. Sozialstaat samt individueller Verantwortung, Wohlfahrt plus Schuldenbremse, Gleichstellung und Energiewende, Ikea und Volvo – das Beste aus allen Welten. So verkauft sich Schweden in der Welt, und das kommt an: Seit jeher nehmen Politiker aus Österreich Anleihe an dem Zehn-Millionen-Einwohner-Land im Norden. Jetzt auch Arbeitsminister Martin Kocher. Kocher hat, wie berichtet, eine Reform des Arbeitslosengeldes angestoßen und will bis März ein Paket vorliegen.
Dafür holt sich der Ökonom und frühere Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS) internationale Inspirationen. Am Mittwoch reiste Kocher nach Stockholm, wo er seine Amtskollegin Eva Nordmark traf und mit Arbeitsmarktexperten diskutierte. „Die Presse“ begleitete ihn. Warum Schweden? Kocher: „Weil Schweden in vielen Aspekten mit Österreich vergleichbar ist“ – ausgebauter Wohlfahrtsstaat, hoch entwickelte Wirtschaft, viele Migranten. Und: In Schweden ist das Arbeitslosengeld „degressiv“. Arbeitslose erhalten zu Beginn mehr und mit der Zeit weniger Geld. Das schwebt Kocher auch für Österreich vor.