Philosophicum Lech

Von der Bibel bis zu Biografien: Wir glauben es, weil es schön ist

JAN ASSMANN
JAN ASSMANNAPA/ROLAND SCHLAGER
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Literarisches Erzählen als Urbild der Fiktion: Jan Assmann referierte über die Macht der Geschichten in der Religion. Thomas Strässle verriet Tricks der Fake-News-Produzenten. Und Daniela Strigl erklärte, wie man gewissenhaft über das Leben der anderen schreibt.

Im Anfang war das Wort. Nein, ganz verkehrt: Am Anfang standen vergöttlichte Naturgewalten, Opferkulte, Tempel und Bildnisse – Symbole also, ohne die keine Religion auskommt. Die Menschen wussten, dass ihr Bild nicht der Gott selbst war. Aber das Judentum verwarf den „Götzendienst“, verbannte die Bilder – und gründete sich auf Worte in Schriftrollen, die sich auch ohne Tempel transportieren ließen, ins Exil oder die Diaspora. Aber weil ihre Offenbarung eine große Erzählung ist, blühten die Fiktionen in noch grandioseren sprachlichen Bildern auf: vom gespaltenen Meer, dem brennenden Dornbusch, dem goldenen Kalb.

Fiktionen freilich, die in die Realität zurückspielten. Oft auf gewalttätige Weise, im Christentum und im Islam, die sich später anschlossen. Aber als die aufgeklärte Religionskritik das unheilvolle Potenzial des Absolutheitsanspruchs eindämmen wollte, griff auch sie zu Erzählungen, von denen Lessings Ringparabel nur die schönste ist.

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