Die Welt von gestern

Deutsche Kanzlerdämmerungen

Wenn sich einer nicht und nicht vom Amt trennen kann, schlägt die Stunde des Kontrahenten. Kanzler Helmut Kohl und Herausforderer Gerhard Schröder im März 1998.
Wenn sich einer nicht und nicht vom Amt trennen kann, schlägt die Stunde des Kontrahenten. Kanzler Helmut Kohl und Herausforderer Gerhard Schröder im März 1998.Photothek via Getty Images
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Das Ende der Ära Merkel reiht sich prächtig ein in die Geschichte deutscher Kanzlerschaften. Triumphale Abgänge gelangen nie, auch keine geordneten Übergänge.

Sieben Männer und eine Frau standen bisher an der Regierungsspitze der Bundesrepublik Deutschland. Die Regierungen hatten eine lange Lebensdauer, ein Zeichen politischer Stabilität, manche sagen: einer gewissen Trägheit, was Politik- und Richtungswechsel betrifft. Nur viermal wurde die Legislaturperiode nicht bis zum letzten Tag ausgeschöpft. In dieser Zeitspanne, von 1949 bis 2021, gelang es keinem der abtretenden Kanzler, einen überzeugenden und geordneten Übergang für seine Nachfolge in die Wege zu leiten.

Ein holpriger Abgang folgte dem anderen, obwohl es, mit der Ausnahme von Willy Brandt 1974, an Skandalen fehlte. Es entschied der Wähler, die eigene Partei oder der Koalitionspartner. Unübersehbar ist das Problem, dass erfolgreiche und machtbewusste Politiker Konkurrenten neben sich schwer vertragen. Macht wittert immer Konkurrenz und übersieht, wenn der Rückhalt in der eigenen Partei bröckelt.

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