Masar-i-Sharif

Der Hunger packt Afghanistan

Abdulmohammed (52) haust mit seiner neunköpfigen Familie in Camp Dedodi nahe Masar-i-Sharif unter schrecklichen Umständen.
Abdulmohammed (52) haust mit seiner neunköpfigen Familie in Camp Dedodi nahe Masar-i-Sharif unter schrecklichen Umständen. Sebastian Backhaus
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Rund 13 Millionen Menschen oder ein Drittel der Bevölkerung hungern. Der Winter naht, die Wirtschaft ist kollabiert, die Aussicht auf internationale Hilfe ist schwierig.

Die Wände sind wacklig und aus losen Lehmziegeln gestapelt. Das Dach besteht aus zusammengeflickten Deckenresten. Die selbst gebauten Zelte sind meist keine zehn Quadratmeter groß. Doch darin leben Familien mit fünf und noch mehr Kindern. Alle schlafen auf dem Erdboden. Es gibt einen Brunnen. Als Toilette dient die Wüste. An Essen hat jedes Zelt zwei Brote täglich. Umso mehr freuen sich die Kinder über Maiskolben, die sie auf Feldern ergattert haben. In ihren zerschlissenen Gewändern, seit Monaten ungewaschen, machen sie sich über die Beute her. Mit verdreckten Händen reißen sie die Blätter ab und beißen in die gelben Kolben. Dann legt sich ein Lächeln auf die verschmutzten Gesichter.

Es ist ein unerwarteter Lichtblick in der Trostlosigkeit des Flüchtlingscamps Dedodi, etwa 30 Kilometer außerhalb der nordafghanischen Stadt Masar-i-Sharif. „Wir werden nie satt und haben immer Hunger“, sagt der 52-jährige Abdulmohammed mit verfaulten Zähnen im Mund und einem Schal über dem kahl rasierten Schädel. „Wir haben alles verloren, niemand hilft uns.“ Tiefe Verzweiflung ist in den Furchen seines Gesichts eingegraben.

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