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Wie viel kostet etwas, das praktisch geschenkt ist?

Was passiert, wenn man zum Geburtstag nicht ein praktisches Geschenk bekommt, sondern das praktische Geschenk nur praktisch geschenkt wird?
Was passiert, wenn man zum Geburtstag nicht ein praktisches Geschenk bekommt, sondern das praktische Geschenk nur praktisch geschenkt wird? (c) imago images/Westend61 (Josep Rovirosa, via www.imago-images.de)
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Über das Wesen des Geschenks und warum ein kostenloses Gratisgeschenk nicht nichts kostet.

Praktisch geschenkt. So ist jüngst ein Produkt in einer Anzeige beworben worden – fragen Sie nicht, was es gewesen ist, so etwas vergisst man zum Glück sehr schnell wieder. Doch fragt man sich dabei, ob es nicht das Wesen eines Geschenks ist, dass es nichts kostet. Was bedeutet also das Adjektiv davor? Dass es also doch etwas kostet? Und wenn ja, wie viel macht der Unterschied zwischen geschenkt und praktisch geschenkt aus? Was passiert, wenn man zum Geburtstag nicht ein praktisches Geschenk bekommt, sondern das praktische Geschenk nur praktisch geschenkt wird? Ist das Geschenk dann nicht eigentlich nur theoretisch geschenkt? Noch ein bisschen mehr für dumm verkauft fühlt man sich, wenn in meist sehr bunten Prospekten oder ähnlich bunten TV-Werbespots von einem kostenlosen Gratisgeschenk die Rede ist. Das ist zwar ein wunderschöner Doppelpleonasmus, doch in der Regel muss man erst etwas anderes (meist überteuert) kaufen, um das kostenlose Geschenk kostenfrei geschenkt zu bekommen. Und was das Wesen des Geschenks betrifft, haben wir das ja bereits vorher geklärt . . . Sie wissen schon.

Apropos, haben Sie jemals darüber nachgedacht, wie das Wort Geschenk entstanden ist? Das westgermanische „skankija“ bedeutet so viel wie einschenken – und das wiederum leitet sich ab von „skanka“, was so viel wie schräg bedeutet. Gemeint ist also, dass ein Gefäß schräg gehalten wird, damit der Inhalt ausläuft. Wenig überraschend kommt so auch die Schenke zu ihrem Namen, die man heute eher als Wirtshaus bezeichnet. Und aus dem Brauch, bei Empfängen Getränke auszuschenken, entwickelte sich die Bedeutung neben dem Einschenken auch in Richtung des Darreichens. Was aber nicht bedeutet, dass Sie das nächste Getränk im Gasthaus tatsächlich als Geschenk auffassen dürfen. Wobei das, zugegeben, schon auch sehr praktisch wäre.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2021)

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