Die CDU musste im Kampf um die Direktmandate nicht nur in der Heimat der Kanzlerin Verluste einstecken. Eine Debatte um einen Abgeordneten Hans-Georg Maaßen bleibt ihr aber erspart. Jubeln konnte die AfD.
Spannend verlief der Kampf um Direktmandate in einer ganzen Reihe der 299 Wahlkreise. So traten mit Olaf Scholz und Annalena Baerbock im Wahlkreis Potsdam erstmals zwei Kanzlerkandidaten direkt gegeneinander an. Der SPD-Politiker gewann mit 15 Prozentpunkten Vorsprung deutlich vor der Grünen-Kandidatin, die über die Landesliste ins Parlament einzieht. CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet hatte auf eine Direktkandidatur verzichtet – sein Wahlkreis in Aachen ging nun aber an die Grünen, mit starken Verlusten für die CDU.
Auch in der Heimat der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel gelang es den Christdemokraten nicht, ihre Vorherrschaft zu verteidigen: In ihrem Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern, in der Merkel 31 Jahre lang direkt gewählt worden war, ging der Sieg an die Sozialdemokratin Anna Kassautzki. Im Nachbarkreis kam die CDU hinter SPD und AfD nur mehr auf Platz drei.
Sechs Minister siegreich
Von einem Ministerbonus konnte ebenso wenig die Rede sein: Nur sechs der elf Merkel-Minister, die bei der Wahl antraten, gewannen in ihren Wahlkreisen. Annegret Kramp-Karrenbauer, Julia Klöckner, Peter Altmaier und Helge Braun (alle CDU) mussten sich ihren Gegenkandidaten geschlagen geben und kommen über die Zweitstimmen ins Parlament. Gleiches gilt für die SPD-Umweltministerin Svenja Schulze, die in Münster Platz drei erreichte. Gegen Altmaier siegte übrigens ein anderer Ressortchef: Außenminister Heiko Maas (SPD).
Eine deutliche Niederlage erlitt in seinem Wahlkreis in Thüringen auch der umstrittene Ex-Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen (CDU): Der frühere Olympiasieger im Biathlon und SPD-Kandidat Frank Ullrich machte dort das Rennen mit klarem Vorsprung.
Linke im Bundestag dank Direktwahl
Drei von bisher fünf Direktmandaten verdankt es wiederum die Linke, dass sie trotz ihres Absturzes auf 4,9 Prozent wieder in den Bundestag einziehen kann. Über Direktmandate freuen konnte sich auch die AfD: Waren es 2017 noch drei, kam die Rechtsaußen-Partei nun auf 16 Direktmandate, so viel wie nie und gleichauf mit den Grünen.
(raa)