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Die Septemberrevolution

Graz dürfte künftig eine kommunistische Bürgermeisterin bekommen. Aber keine Sorge, Elke Kahr ist keine klassische Kommunistin.

Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten. Oder gar eine U-Bahn, wie ÖVP-Stadtchef Siegfried Nagl es wollte.

Manches wird sich aber doch ändern. Der Uhrturm wird auf Moskauer Zeit umgestellt. Da schon bisher der große und kleine Zeiger vertauscht waren, fällt das aber auch nicht mehr auf. Der bürgerliche Bezirk St. Leonhard, in dem die Kommunisten auch Erster wurden, wird künftig St. Leninhard heißen. Umstritten ist unter den Kommunisten noch, ob man die gesamte Stadt in Leningraz oder Stalingraz umbenennt. Die Brauerei in Puntigam stellt künftig Wodka statt Bier her („Genossen samma, Puntigama!“). Sorgen muss sich die Grazer Wirtschaft aber nicht, es gibt schon einen guten Plan für sie, ja, sogar einen Fünf-Jahres-Plan.

Das nach einem Ami benannte Schwarzenegger-Stadion wurde in Voraussicht der KP-Machtübernahme schon vor Jahren aus dem Stadtplan getilgt. Selbstverständlich dürfen die Mannschaften Roter Stern GAK und Turbinenwind Graz aber weiter darin dem Volkssport Fußball frönen. Auch mit den Kirchen schafft die Bürgermeisterin ein gutes Verhältnis. Der Freitag vor Ostern ist künftig für alle frei – man begeht kollektiv den Kahrfreitag. (aich)

Reaktionen an: philipp.aichinger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2021)

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