Nach Panikkäufen zieht die Regierung die Hilfe der Armee in Erwägung, um den Engpass an Lkw-Fahrern zu überwinden.
Einst hatte der britische Premierminister Boris Johnson die EU aufgefordert, bei den Brexit-Verhandlungen „den Tiger in den Tank zu packen“, nun geht den Tankstellen in Großbritannien der Treibstoff aus. „Was wir erleben, sind schlicht und einfach Panikkäufe“, sagte gestern, Montag, Brian Madderson vom Branchenverband PRA. Einzelne Tankstellen hätten in den vergangenen Tagen ein Umsatzplus von „bis zu 500 Prozent“ erlebt. Infolge des Ansturms meldeten bis zu 90 Prozent der Tankstellen Engpässe oder hatten gar keinen Sprit mehr.
Die Regierung dementierte angesichts der kritischen Situation Vorhaben, mit Hilfe der Armee die Engpässe überwinden zu wollen – allerdings nur halbherzig. So wurde Umweltminister George Eustice vor Beratungen im Kabinett ausgeschickt, um die Briten zur Besonnenheit aufzurufen: „Wir haben im Augenblick keine Pläne, die Armee für die Versorgung heranzuziehen“, sagte Eustice. Zugleich betonte er: „Der einzige Grund, warum wir an den Tankstellen keinen Treibstoff haben, ist, dass die Menschen tanken gehen, auch wenn sie keinen Grund dazu haben.“
Das sahen viele Betroffenen freilich anders: Der Elektriker Roland McKibbin aus Südlondon sagte: „Wenn ich kein Benzin habe, kann ich nicht zu meinen Kunden fahren. Allein heute habe ich Aufträge über 200 Pfund absagen müssen.“ Aus dem ganzen Land kamen Klagen von Lehrern, Krankenschwestern und anderen Berufsgruppen, die wegen Spritmangels nicht zur Arbeit gehen konnten. „Scherz beiseite“, hieß es in einem Tweet, „Wenn ich in den kommenden Tagen nicht tanken kann, muss ich zu Hause bleiben.“