Geldpolitik

Fed-Chef Powell bereitet Finanzmärkte auf strafferen Kurs vor

 US-Notenbankchef Jerome Powell
US-Notenbankchef Jerome Powell REUTERS
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Die amerikanische Zentralbank will gegen unkontrollierte Inflation vorgehen.

Angesichts erhöhter Inflationsgefahren erwägt US-Notenbankchef Jerome Powell einen strafferen Kurs der Fed. Ein Anstieg der Preise und Einstellungsschwierigkeiten nach der Corona-Krise könnten länger anhalten als erwartet, sagte er am Dienstag bei einer Anhörung mit US-Finanzministerin Janet Yellen vor einem Senatsausschuss. Sollte sich die Inflation verfestigen, werde die Fed sicherlich reagieren und ihre Werkzeuge einsetzen.

Die deutliche Wortwahl bestärkte die Finanzmärkte in der Erwartung, dass die Fed schon bald den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik einleiten und womöglich 2022 die Zinswende vollziehen wird.

Aus Furcht vor einer versiegenden Geldflut der Fed und steigenden Zinsen verkaufen Investoren an der Wall Street US-Aktien. Der Prozess der Wiedereröffnung der Wirtschaft nach der Pandemiekrise sei beispiellos, erklärte Powell. Dabei könnten Engpässe oder Probleme beim Anwerben von Personal auftreten, die größer seien und länger dauerten als gedacht. Die US-Teuerungsrate ist wie in vielen anderen Regionen der Welt zuletzt kräftig gestiegen - auch wegen Corona.

Vier-Prozent-Marke möglich

Die Notenbank geht in ihrer jüngsten Prognose davon aus, dass die Inflation dieses Jahr 4,2 Prozent erreichen wird. Auch Powells Vorgängerin Yellen sagte vor dem Ausschuss, sie halte es für wahrscheinlich, dass die Teuerungsrate Ende 2021 an die Vier-Prozent-Marke heranrücken werde.

Trotz der rasant gestiegenen Preise hält die Fed die Geldschleusen noch weit geöffnet: Sie will ihre Wertpapierkäufe im Umfang von monatlich 120 Milliarden Dollar (derzeit 102,6 Mrd. Euro) erst verringern, wenn sich weitere Fortschritte bei Preisstabilität und Arbeitslosigkeit einstellen. Powell hatte nach der jüngsten Zinssitzung gesagt, die Anleihenkäufe seien noch sinnvoll: "Doch es ist an der Zeit sie herunterzufahren." Mitte nächsten Jahres könnte demnach der Prozess bereits abgeschlossen sein, der im Finanzjargon als "Tapering" bekannt ist.

Bleibt Powell?

Zu Beginn der Senatsanhörung kündigte der Vorsitzende des Bankenausschusses im Senat, Sherrod Brown, einen Gesetzentwurf an, der umstrittene Aktiengeschäfte von Fed-Spitzenpersonal künftig unterbinden soll. Hintergrund ist der Rücktritt zweier Notenbanker, die in der Hochphase der Corona-Krise Aktiengeschäfte auf eigene Rechnung betrieben hatten. Die beiden Währungshüter vertreten ihre jeweiligen Notenbank-Bezirke im Offenmarktausschuss der Fed, der über die Zinspolitik entscheidet.

Die Rücktritte fallen in eine Zeit, in der US-Präsident Joe Biden bald darüber entscheiden dürfte, ob er Powell über das Ende von dessen Amtszeit im Februar 2022 im Amt belassen soll oder durch eine andere Spitzenkraft ersetzt. Powell hatte sich zuletzt bedeckt dazu gehalten, wie seine Chancen stehen. Die Senatorin Elizabeth Warren von den Demokraten kritisierte im Ausschuss, Powell habe die als Lehre aus der Finanzkrise hervorgegangene Regulierung des Finanzsektors zurückgedreht. Er habe in seiner Amtszeit immer wieder dafür gesorgt, dass das Bankensystem weniger sicher geworden sei: "Und das macht Sie zu einem gefährlichen Mann, um der Fed vorzustehen", sagte Warren an die Adresse Powells gerichtet. Sie sei daher dagegen, dass er eine zweite Amtszeit erhalte.

(APA/Reuters)

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