Wikileaks

Bericht: CIA wollte unter Trump Assange entführen und töten

REUTERS
  • Drucken

Bericht der Online-Nachrichtenplattform „Yahoo! News" unter Berufung auf 30 ehemalige US-Regierungsbeamte und Geheimdienstmitarbeiter. Szenarien bis hin zu Gefecht in London mit russischen Agenten.

2017 war der US-Auslandsgeheimdienst CIA möglicherweise zu allem bereit, um Julian Assange, den Gründer der (nicht unumstrittenen) Enthüllungsplattform Wikileaks, in die Hände zu bekommen. Laut der Nachrichtenseite „Yahoo! News", die sich nach eigenen Angaben auf die Aussagen von etwa 30 ehemaligen US-Regierungsbeamten und Geheimdienstmitarbeitern bezieht, seien in den höchsten Ebenen der Administration des damaligen US-Präsidenten Donald Trump auch Pläne diskutiert worden, die die Entführung bis hin zur Tötung von Assange (50) beinhaltet hätten.

Der gebürtige Australier lebte damals in der Botschaft Ecuadors in London, in die er sich 2012 geflüchtet und um politisches Asyl angesucht hatte. Grund: Seine mögliche Auslieferung wegen strafrechtlicher Vorwürfe (es ging um Sexualdelikte) nach Schweden - und von dort seine weitere Überstellung in die USA, wo man wegen Geheimnisverrats gegen ihn ermittelte und er deswegen die Todesstrafe befüchtete.

Zu den im Rahmen der US-Regierung diskutierten Szenarien habe etwa eine Schießerei im Herzen Londons zwischen US- und britischen Geheimdienstlern einerseits und russischen Agenten auf der anderen Seite gehört, falls die Russen versucht hätten, Assanges Flucht aus der Botschaft zu organisieren, zitierte wiederum die italienische Nachrichtenagentur ANSA aus dem Bericht. Aus Angst vor einer internationalen Krise mit unvorhersehbaren Folgen und Problemen mit Großbritannien sei dies aber wieder verworfen worden.

Mike Pompeo als Hauptinitiator

Ausgegangen seien die Planungen von Mike Pompeo, dem damaligen CIA-Chef und späteren Außenminister. Pompeo sei vom Wunsch nach Vergeltung für das CIA-Datenleck, das Jahre zuvor von Wikileaks aufgedeckt worden war, beseelt gewesen, heißt es in dem Bericht weiter. So habe Pompeo den Befehl ausgegeben, Assange wie einen ausländischen Spion zu behandeln. Außerdem habe es in der zweiten Jahreshälfte 2017 Berichte gegeben, dass Russland tatsächlich die Flucht Assanges aus der ecuadorianischen Botschaft in London vorbereite, um so seinerseits in den Besitz seiner Informationen und zu kommen und ihn bestenfalls auch instrumentalisieren zu können.

FILE PHOTO: Conservative Political Action Conference (CPAC) in Orlando
FILE PHOTO: Conservative Political Action Conference (CPAC) in OrlandoREUTERS

„Als amerikanischer Staatsbürger finde ich es empörend und beschämend, dass unsere Regierung die Entführung oder Ermordung von jemandem ohne Gerichtsverfahren in Betracht gezogen haben könnte, einfach weil er die Wahrheit gesagt hat, indem er echte Informationen veröffentlicht hat", kommentiert einer der Anwälte Assanges, Barry Pollack, den Bericht. Er hoffe, dass diese Berichte von jenem britischen Gericht geprüft würden, das aktuell über die Auslieferung von Assange an die USA entscheidet.

Laufendes Auslieferungsverfahren

Assange war zwar 2018 von Ecuador eingebürgert worden, doch wenig später befand die Regierung in Quito, dass sie den Mann wieder loswerden möchte - dahinter stand wohl massiver Druck aus den USA, allerdings hatte sich Assange durch den jahrelangen, gefängnishaften Aufenthalt aber auch stark verändert und fiel dem Personal zahlreichen Berichten zufolge massiv zur Last. Überdies war er über seinen Internetzugang auf sozialen Medien auf eine politisch aktivistische Art aktiv, die gegen die Auflage seiner „Gastgeber" verstieß, keine Nachrichten zu verbreiten, die man als Einmischung in die Beziehungen zu anderen Staaten werten könne.

Julian Assange appears at the Royal Courts of Justice in London
Julian Assange appears at the Royal Courts of Justice in LondonREUTERS

Im April 2019 wurde Assange in der Botschaft auf Anforderung des Botschafters von der Londoner Polizei festgenommen, nachdem ihm Ecuadors Präsident Lenín Moreno das Asylrecht entzogen hatte; auch wurde ihm die Staatsbürgerschaft wieder entzogen.

Washington stellte fast umgehend einen Auslieferungsantrag an London wegen besagten Verrats militärischer und staatlicher Geheimnisse, an die er in Kollaboration mit anderen auch durch das Hacken von Behördencomputern gekommen war. Im Mai 2019 wurden die Anklagepunkte drastisch erweitert und umfassen seither praktisch auch Spionage, die Offenlegung und Gefährdung von Geheimdienstquellen etc. Damit wäre ein theoretisches Strafmaß von 175 Jahren Haft möglich, unter Umständen aber auch die Todesstrafe.

Assange sitzt seither in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis ein, zeitweise aufgrund einer britischen Verurteilung wegen Verstößen gegen Kautionsauflagen durch die seinerzeitige Flucht ins das Botschaftsgebäude. Das Auslieferungsverfahren zieht sich weiter hin und wurde auch durch die Pandemie verzögert. Ein Londoner Gericht lehnte heuer im Jänner die Auslieferung an die USA ab. Allerdings legten die USA dagegen Berufung ein und das Verfahren behängt noch.

(APA/wg)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.