Konzerne drängen auf mehr Tempo im Klimaschutz. Finanzbranche und Industrie sind der Politik teils weit voraus. Sie arbeiten aus Eigennutz daran, Markt und Moral zu versöhnen.
Wien. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg ist nicht zufrieden. 30 Jahre lang habe es von der Politik im Klimaschutz nur „bla bla bla“ gegeben, sagte sie beim Auftakt des Jugend-Klimagipfels in Mailand. 500 Kilometer weiter nördlich fand die 18-Jährige einen unerwarteten Verbündeten: Der deutsche VW-Chef Herbert Diess mahnte von der künftigen deutschen Bundesregierung ehrgeizigere Energie- und Klimaziele ein. Der CO2-Preis solle 2024 bereits bei 65 statt bisher geplanten 45 Euro je Tonne liegen. Der Chef von Europas größtem Autoproduzenten ist in bester Gesellschaft: In Amerika erfinden sich die Tech-Giganten als grüne Weltretter neu. Und auch in Österreich hat sich rund um den früheren Verbund-General Wolfgang Anzengruber eine Runde an Konzernchefs zusammengetan, die laut nach hohen CO2-Preisen rufen. Nicht um Wohlstand zu vernichten, sondern um der Wirtschaft eine Zukunft zu ermöglichen.
Die Versöhnung der vermeintlichen Gegenspieler Unternehmen und Umwelt klingt abenteuerlich, ist es aber nicht. Die Konzernchefs fordern lediglich, dass die Politik nachzieht, wo Industrie und Finanzwelt bereits viel vorweggenommen haben.