Die Berliner wünschen sich Enteignungen und in den Wahllokalen regiert das Chaos. Und doch ist diese Stadt sehr lebenswert.
In diesen Tagen wird der alte Sechziger-Schlager „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben“ in den sozialen Netzwerken weitergereicht und scherzhaft auf Armin Laschet gemünzt, der (noch) in der Staatskanzlei von Düsseldorf regiert, gern als Kanzler nach Berlin wechseln würde, aber im schlimmsten Fall da wie dort ohne Amt und Würden endet. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Aber im Ernst: „Es ist eine gewisse Tragik, wenn man sieht, wie Laschet in eineinhalb Jahren alles verspielt hat. Er war hier ungefährdeter Ministerpräsident“, sagte mir gestern Laschets Biograf Tobias Blasius, einer der besten Kenner des Düsseldorfer Politbetriebs.
Die erste Strophe des besagten Schlagers lautet übrigens: „Gleich als ich ihn kommen sah, dachte ich, was will der da. Was will so ein feiner Mensch, hier auf uns'rer Ranch.“ Während nämlich halb Europa auf den glücklosen „Cowboy“ Laschet starrt, votierten sie auf der „Ranch“ in Berlin für Wildwest-Methoden. In einem geschichtsvergessenen Akt wünschen sich die Hauptstädter, dass große Immobilienkonzerne enteignet werden. Es wird wohl nicht so kommen. Und die Berliner selbst kümmert das Enteignungs-Votum weniger als das Chaos, das am 26. September (wieder einmal) regierte.