Truppenaufmärsche

Serbien und Kosovo treiben Kriegsspiele

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Der Nummerntafelstreit zwischen Belgrad und Prishtina eskaliert. Appelle der EU und der USA verhallen ungehört.

Panzerfahrzeuge und Blockaden, knatternde Helikopter und schwer bewaffnete Helmträger: Nicht nur der Truppenaufmarsch auf beiden Seiten von Kosovos Nordgrenze zu Serbien, sondern auch die immer schärfere Rhetorik Belgrads ruft bei manchen bereits ungute Erinnerungen an das blutige Kriegsjahrzehnt der 90er Jahre wach. Sie fühle sich an 1991 erinnert, kommentiert besorgt die serbische Oppositionspolitikerin Sanda Rasković Ivić das „Waffengerassel“: „Doch wir haben alle genug geblutet – und verloren.“
Tatsächlich rechtfertigt Serbiens Verteidigungsminister Nebojsa Stefanović den Truppenaufmarsch im Sicherheitsgürtel zu der von Belgrad als administrative Linie bezeichneten Kosovo-Grenze mit der von Präsident Aleksandar Vučić angeordneten „Erhöhung der Kampfbereitschaft“: „Serbiens Armee ist bereit, das Volk zu verteidigen.“

KFZ-Zeichen für illegal erklärt

Ein bizarrer Nummerntafelstreit zwischen dem seit 2008 unabhängigen Kosovo und Serbien droht völlig aus dem Ruder zu laufen. Weil Serbien außer der Eigenstaatlichkeit auch die KFZ-Zeichen seiner Ex-Provinz nicht anerkennt, müssen kosovarische Kraftfahrer schon seit einem Jahrzehnt bei Fahrten ins Nachbarland die Nummernschildern ihrer Vehikel abmontieren – und gegen provisorische serbische Kennzeichen eintauschen. Anfang vergangener Woche zog Prishtina nach – und erklärte die serbischen KFZ-Zeichen für illegal.

Seitdem sorgen mehrere hundert, schwer bewaffnete Sondereinsatzkräfte von Kosovos Polizei an der Nordgrenze dafür, dass keine Fahrzeuge mit serbischen Kennzeichen in den überwiegend serbisch besiedelten Nordkosovo gelangen. Umgekehrt blockieren erboste Kosovo-Serben vermutlich auf Anweisung Belgrads die Zufahrtstraßen zu den Grenzübergängen Jarinje und Brnjak – und sich selbst. „Die Barrikaden bereiten niemanden Problemen außer den Serben“, ätzt Serbiens früherer, der Opposition nahestehende Kosovo-Minister Goran Bogdanović: Serbiens Präsident Vučić versuche wieder einmal, eine Niederlage in einen vermeintlichen Sieg umzuwandeln.

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