Übergangen: Oberhauser attackiert ORF-Chef Wrabetz

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uebergangen Oberhauser attackiert ORFChef(c) ORF (ALI SCHAFLER)
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ORF-Infodirektor Oberhauser übt in einem Schreiben an seine Mitarbeiter heftige Kritik an Wrabetz: Er habe "einem Diktat zu gehorchen". Oberhausers Wunschkandidat war zuvor nicht TV-Chefredakteur geworden.

Schlagabtausch in der Chefetage des ORF: Infodirektor Elmar Oberhauser wurde bei der Bestellung des neuen TV-Chefredakteur übergangen und attackiert nun Generaldirektor Alexander Wrabetz. Oberhauser wollte Armin Wolf zum TV-Chefredakteur machen, Wrabetz entschied sich für Fritz Dittlbacherfür den sich auch der Großteil der ORF-Redakteure ausgesprochen hatte. In einem Mail an die Mitarbeiter des aktuellen Dienstes kritisiert Oberhauser nun heftig, dass sein Vorschlag, von Wrabetz nicht gewürdigt wurde. Er wirft Wrabetz parteipolitische Besetzung vor.

"Ich muss nun zur Kenntnis nehmen, dass ich mir meine engsten Mitarbeiter nicht selber aussuchen kann, sondern einem Diktat zu gehorchen habe", schreibt Oberhauser. "Ich muss eingestehen, dass ich offensichtlich nicht mehr in der Lage bin, völlig unzulässige Einmischungen, in diesem Fall von der SPÖ, zu verhindern."

Oberhauser überlegt Rücktritt

Nach der Entscheidung gegen seinen Vorschlag habe er an Rücktritt gedacht, stellte Oberhauser klar. "Jeder anständige Mensch nimmt in so einer Situation seinen Hut und geht."

Dies habe er "bisher aus zwei Gründen nicht getan. Erstens habe ich (spät aber doch) gelernt, derartige Entscheidungen nicht in einer emotional belasteten Situation zu treffen. Und zweitens habe ich gestern und heute sehr viele Reaktionen aus den Kreisen meiner Kollegen, Mitarbeiter und aus dem Stiftungsrat erhalten, die mich alle auch gebeten haben, diesen Schritt jetzt nicht zu tun".

Er werde in den kommenden Tagen jedoch "viel nachdenken und mich mit Freunden beraten. Dann werde ich meine Entscheidung treffen".

Wolf sei "Signal für Sauberkeit und Unabhängigkeit"

Der Chefredakteur der aktuellen TV-Information sei sein wichtigster Mitarbeiter als Informationsdirektor, so Oberhauser. "Mein oberstes Ziel war es immer, die Sauberkeit und Unabhängigkeit in der Berichterstattung, die wir uns gemeinsam in den letzten Jahren erfolgreich erkämpft haben, auch für die Zukunft zu sichern."

Er sei daher zur Auffassung gelangt, "dass ein Chefredakteur Armin Wolf, auch nach außen hin, ein einmaliges Signal wäre, zu bekunden, dass wir es mit Unabhängigkeit und Sauberkeit ganz ernst meinen".

Nicht "gegen Dittlbacher"

Dittlbacher halte er aber "für einen exzellenten Journalisten und einen erstklassigen Mitarbeiter", betonte Oberhauser. Dass er Wolf vorgeschlagen habe, sei "kein Vorschlag gegen Fritz Dittlbacher, sondern eine Entscheidung für Armin Wolf" gewesen. "Es tut mir sehr leid, dass Fritz Dittlbacher hier, ohne sein Zutun, in die Mühlen der Parteipolitik geraten ist."

Dass dieser auch ein überwältigendes Votum der Redakteure hinter sich hatte, ist für Oberhauser kein schlagendes Argument. Er verweist darauf, dass dies auch bei anderen Hauptabteilungsleitern in der jüngsten Zeit keine Rolle gespielt habe. So etwa bei der Magazin-Chefredaktion und der Wissenschaftsabteilung.

Oberhauser kritisiert im Detail die Vorgänge um die Bestellung Dittlbachers, bei der er sich offenbar ausgeschlossen sah: "Ich habe aber sehr schnell bemerkt, dass die Entscheidung für die Bestellung des Chefredakteurs ohne mich längst gefallen war." Um aus der schwierigen Situation heraus zu kommen, habe er dem Generaldirektor "mehrere Alternativ- und Kompromissvorschläge unterbreitet."

Erfuhr von Ströbitzers Bestellung aus der APA

Einer davon sei der bisherige stellvertretende TV-Chefredakteur Stefan Ströbitzer gewesen, der jedoch jüngst zum Radiochefredakteur avancierte. Dass ihm damit einer seiner engsten Mitarbeiter ihm abhanden kommen würde, ist Oberhauser laut eigener Schilderung ebenfalls vorenthalten worden. "Ich möchte hier noch einmal dokumentieren, dass ich von der Bestellung Stefan Ströbitzers zum Hörfunk Chefredakteur erstmals aus der APA erfahren habe."

"Nun bin ich in einer schwierigen Situation", so Oberhauser. "Es geht nicht darum, dass ich nicht akzeptiere, dass der Generaldirektor die Letztentscheidung hat, es geht um das 'Wie'".

(APA)

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