Kritik

Kabarett: Taube Typen in allen Facetten

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Martin Buchgraber erschafft in seinem ersten Solo-Programm „Unter Tauben“ eine makabre Familienkomödie, angesetzt in der idyllischen Weinstraßen-Region.

Immer höflich, immer freundlich. So geht der Herbert durchs Leben, egal welch Ungemach ihm widerfährt. Doch dieser mittelalte, weiße Mann, den Martin Buchgraber spielt, ist nur einer von vielen Charakteren (die „Presse“ zählte mindestens sieben), die in seinem ersten Solo-Kabarett auftreten. Buchgraber bringt im Alleingang eine ganze Familie – inklusive des Exmanns der Gattin und ihres neuen Gspusis – auf die Bühne. Unter der Regie von Leo Lukas hat Buchgraber in „Unter Tauben“, das am 28. September im Theater am Alsergrund Premiere feierte, an dem witzigen Wechsel zwischen den Figuren gefeilt. Die Darstellung zahlreicher Charaktere, der schnelle Szenenwechsel, diese Elemente waren schon zu Zeiten von „Buchgraber und Brandl“ stets clever und überzeugend – das Duo gewann 2009 den Österreichischen Kabarett-Förderpreis. In der Zwischenzeit reüssierte Martin Buchgraber im Ensemble des Kabarett Simpl, bevor er in der Pandemie auf Solo-Kabarettist umsattelte.

„Unter Tauben“ zaubert eine Familienkomödie mit makabren Ansätzen in die Köpfe des Publikums – angesetzt in der südösterreichischen Weinstraßen-Region. Der Programmtitel ist bewusst doppeldeutig zu verstehen: Es kommen sowohl die Tauben (Vögel) vor, als auch taube Menschen. Vor allem taube Typen im übertragenen Sinn: Dass man eben nicht immer alles mitbekommt, was der andere sagt oder sagen will. Und: Die geliebte Gattin von Herbert heißt „Paloma“, spanisch für Taube. Ob der Künstler mit der Bezeichnung „Unter Tauben“ auch ausdrücken will, dass der Familienvater „unter der Fuchtel“ der spanischen Paloma steht, sei dahin gestellt. Die Szenen des ungleichen Ehepaars lassen dies vermuten, wobei die Rolle der Paloma ein bisschen an die Figur von Sofía Vergara in der US-Serie „Modern Family“ erinnert.

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