Klimaticket Now

Das Klimaticket für alle ist auf Schiene

Leonore Gewessler hat es schon in der Hand, ab 26. Oktober gilt es in ganz Österrreich: Das Klimaticket Now.
Leonore Gewessler hat es schon in der Hand, ab 26. Oktober gilt es in ganz Österrreich: Das Klimaticket Now.(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Nur einen Tag vor Verkaufsstart präsentierte Leonore Gewessler (Grüne) ihr Leuchtturmprojekt. Auch der Osten ist nun doch mit an Bord – trotz Verstimmungen im Wiener Rathaus.

Ihr Herz war es, das Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Donnerstag am öftesten ins Treffen führte, um die letzten Monate metaphorisch zu illustrieren. Von einem „Herzenswunsch“, der in Erfüllung gegangen sei, und einem „Herzensprojekt“ sprach Gewessler im holzvertäfelten Prunksaal des Palais Niederösterreich. Sie meinte damit das Klimaticket Now, das „Öffi-Ticket“ für ganz Österreich, dessen Abschluss schon vorab durchgesickert war. Schon heute, Freitag, kann man dieses via klimaticket.at kaufen. Gelten wird es aber erst ab dem Nationalfeiertag am 26. Oktober. Bis 31. Oktober gibt es einen „Early Bird“-Rabatt.

Wichtigste Region an Bord

Wie bedeutsam das Projekt für die Grünen ist, ließ sich an der Masse an Kameras, Journalisten und Referenten ablesen, die die Pressekonferenz in der Wiener Herrengasse besuchten. Flankiert wurde Gewessler dort von Michael Ludwig (SPÖ, Wien), Johanna Mikl-Leitner (ÖVP, Niederösterreich) und Hans Peter Doskozil (SPÖ, Burgenland) und den drei zuständigen Landesräten.

Geladen wurden diese nicht zufällig in das prachtvolle Palais, in dem der errungene Kompromiss nach zähen Verhandlungen symbolisch inszeniert wurde. Mit Niederösterreich, Wien und dem Burgenland sowie deren Verkehrsverbund (VOR) gestalteten sich die Verhandlungen schwieriger als mit dem Rest Österreichs, für den Gewessler inmitten des oberösterreichischen Wahlkampfs bereits das Klimaticket präsentierte. Das allerdings sollte sich am Ende auszahlen: Der Druck, nicht als „Spielverderber“ dazustehen, dürfte geholfen haben, sich am Ende auch mit dem Osten zu einigen. Hinter den Kulissen wird Ludwigs Zorn über die Evaluierung des Lobau-Tunnels als einer der Gründe für die Verzögerung genannt.

Die komplexe Tarifstruktur hemmte zusätzlich. Das resultierte in mehr als 40 Verhandlungsrunden. Die Ostregion, verantwortlich für 60 Prozent der österreichischen Öffentliche-Verkehrsmittel-Nutzung, pochte auf eine Umsetzung aller Stufen des ursprünglich als „1-2-3-Ticket“ titulierten Tickets. Sonst hätte eine Ungleichbehandlung von burgenländischen und niederösterreichischen Pendlern gedroht. Mit der Einigung wurden folgende Tarife fixiert: Das bundesweite Klimaticket Now kostet 1095 Euro (mit „Early Bird“-Rabatt bis 31. Oktober 949 Euro). Wer die öffentlichen Verkehrsmittel nur in Niederösterreich und dem Burgenland nutzt, zahlt 550 Euro. Für alle drei, inklusive Wien, zahlt man 915 Euro.

Ludwig trübt grüne Euphorie

„Man sieht es mir an, wie sehr ich mich freue“, sagte Gewessler über ihren „größten Sieg“. Nach eineinhalb Jahren brachte die ehemalige Geschäftsführerin von Global 2000 nun zustande, was sich ÖVP- und SPÖ-geführte Regierungen jahrelang in ihre Programme schrieben, ohne es umzusetzen. Für die Grünen bedeutet die überparteiliche Einigung neben dem Erneuerbaren-Ausbaugesetz (EAG) den ersten großen Erfolg ihrer versprochenen Klimapolitik.

Freude empfanden am Donnerstag aber auch die beiden Landeshauptleute aus dem Burgenland und Niederösterreich. Mikl-Leitner lobte enthusiastisch die Kostenersparnis von bis zu 61 Prozent und den Umstand, die erste Region mit einem gemeinsamen Ticket zu sein. „Wenn man an einem Strang zieht, dann kommt etwas Gutes heraus“, sagte sie. Auch Doskozil streute der Ministerin Blumen: „Das ist ein tolles Ergebnis, mit dem wir alle drei sehr zufrieden sein können. Hier wird Klimapolitik mit Leben erfüllt.“ Beide mahnten jedoch den nötigen Ausbau der „Öffis“ und ihre Taktverdichtung ein.

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Nur Ludwig wollte in den Freudentaumel nicht so recht einstimmen. Anders als seine Kollegen bedankte er sich nicht bei Gewessler, sondern erging sich in Selbstlob über das „Vorausgehen“ Wiens im Klimaschutz. „Vor vielen Jahren“ habe man mit dem Jahresticket der Wiener Linien um 365 Euro schon „erste Schritte gesetzt“. Bloß wurde dieses Ticket, mit dem die Wiener seit 2012 um einen Euro pro Tag U-Bahn, Bus und Straßenbahn fahren, auf Druck der viel kritisierten grünen Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin, Maria Vassilakou, umgesetzt.

Auf einen Blick

Das „Klimaticket Now“ ist ein Kernstück der grünen Handschrift im Regierungsprogramm. Ab 26. Oktober wird es nun bundesweit eingeführt und gilt in allen öffentlichen Verkehrsmitteln des Landes. Bis 31. Oktober kostet es 949 Euro, danach 1095 Euro. Für Studierende und Senioren gibt es zusätzliche Ermäßigungen. Erhältlich ist das Ticket ab heute, Freitag, via klimaticket.at.

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