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Diese Damen haben ihren Preis

Verführerisch: Tizians „Junge Frau mit Federhut“ aus der Eremitage (um 1535).
Verführerisch: Tizians „Junge Frau mit Federhut“ aus der Eremitage (um 1535).(c) Hermitage Museum
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„Tizians Frauenbild“ ist eine opulente Ausstellung, die wie ein Harem wirkt. Voll der Schönheit, meistens nackt. Dabei bietet sie auch neue Deutungen dieser venezianischen Idealbilder.

Diese Ausstellung mag ein Fest sein – so viel weibliche Schönheit und Sanftmut auf einem Fleck findet sich selten. Als „Geschenk“ zum 130. Geburtstag des Museums an seine Besucher, wie KHM-Generaldirektorin Sabine Haag es bei der Pressepräsentation am Freitag ausdrückte, taugt sie weniger: 23 Euro Eintritt ist der stolzeste Preis, den man an dieser Adresse bisher für eine Sonderausstellung zahlen musste. 2018 waren es bei Bruegel noch 20 Euro, 2019 bei Caravaggio 21 Euro. Doch vielleicht ist das ja weniger Corona geschuldet als einem etwas verqueren, feministischen Konzept: Tizians Damen haben hier ihren Preis. Obwohl sie ursprünglich keinen hatten.

Diese von einem Kuratorinnen-Trio unter der ehemaligen KHM-Gemäldegalerieleiterin Sylvia Ferino in größtmöglicher Opulenz versammelte Schau hat eine gewagte These: Was wir bisher als erotische Darstellungen venezianischer Kurtisanen verstanden, lauter goldblonde, halb entblößte Mädchen, sind eigentlich Beteuerungen ehelicher Willigkeit. Nach Studium zeitgenössischer Quellen wie Giovanni Bonifacios „L'arte de' cenni“ (1616), einer Abhandlung über Gesten, kam man zu dem Schluss, dass gerade die vom venezianischen Malerfürsten Tizian so kultivierten Busenblitzer nicht Frivolität ausdrücken sollten. Sondern eine symbolische Öffnung des Herzens.

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