Die Welt bis Gestern

Von Stalin zur Caritas: Die KPÖ

Maikundgebung der Wiener KPÖ auf der Ringstraße mit riesigem Stalin-Porträt im Jahre 1952.
Maikundgebung der Wiener KPÖ auf der Ringstraße mit riesigem Stalin-Porträt im Jahre 1952.[ Bildarchiv ONB picturedesk ]
  • Drucken

Fast 103 Jahre alt ist Österreichs Kommunistische Partei. Sie überstand viele Kämpfe, gegen Faschismus, gegen die SPÖ. Dann wurde sie irrelevant, bis zum seltsamen Comeback.

Der Bolschewismus: eine Krankheit der Besiegten, höhnte Frankreichs Marschall Foch 1919. Er dachte dabei auch an Österreich, auch hier profitierte die Linke vom Zerfall des alten Staates. Man sprach von „Novembersozialisten“. Am 3. November 1918 wurde in Wien eine Kommunistische Partei Österreichs gegründet. Bei den Wahlen von 1919 gelang den Sozialdemokraten beinahe die absolute Mehrheit, und Wien wurde überhaupt rot. Die Partei ließ sich, so Norbert Leser, die seltene historische Gelegenheit nicht entgehen, „eine Revolution für sich zu reklamieren, ohne sie eigentlich machen zu müssen“.

Überall in Europa gab es die Spaltung zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten, nicht aber in Österreich. Die Einheit der Arbeiterklasse: Das war die Maxime der Sozialdemokraten seit dem Hainfelder Parteitag von 1889. Die SDAP, die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, schaffte den Spagat, sich auf der Basis einer marxistischen Gesellschaftsanalyse nicht in Utopien zu verlieren, sondern sich an die gesellschaftliche Wirklichkeit zu halten. Der linksradikale Flügel der Partei, der überall sonst in Europa den Nährboden für eine kommunistische Partei bildete, wurde zwar regelmäßig überstimmt, aber nicht ausgegrenzt – eine Leistung von Victor Adler. Seine Partei war ein Schaf im Wolfspelz, nur rhetorisch radikal.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.