Mein Samstag

In der Endlos-Serie

(c) imago/Rupert Oberhäuser
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Wissen Sie noch, wie es voriges Jahr während des ersten Lockdowns höchst irritierend war, wenn sich in Filmen Menschen umarmt haben oder dicht an dicht bei einer Lesung saßen? Erstaunlich, wie schnell wir dieses Abstand-Halten verinnerlicht hatten und wie uns die alte Normalität abgeschreckt hat.

Mittlerweile finde ich es fast seltsam, wenn Serien, die eindeutig im Jahr 2020 spielen, so tun, als habe es die Pandemie gar nicht gegeben, wie etwa in der (sonst sehr sehenswerten) neuen Staffel von „Modern Family“. In der New Yorker Arztserie „New Amsterdam“, in die ich unabsichtlich hineingekippt bin, ist das anders. Da spielt die dritte Staffel Anfang 2021: Das Spitalspersonal ist bereits geimpft, für alle anderen ist der Impfstoff noch rar, der Psychiater ist verzweifelt, weil er viele Patienten via Zoom nicht so richtig erreicht, und als eine Ärztin von ihrem früheren Love Interest am Arm berührt wird, zuckt sie zusammen: Nach all dem erzwungenen Distanz-Halten muss sie Nähe erst wieder lernen. Alle Figuren tragen (fast ständig) Maske (Chapeau, wie Emotionen und Mimik trotzdem funktionieren) und als Polizisten im Spital ermitteln, fragt der Klinikchef wie selbstverständlich: „Ich nehme an, Sie sind alle getestet?“ Eine, wie ich finde, höchst authentische Serien-Aufarbeitung unseres Alltags. (Und ja, die Liebesdramen unter den Ärzten sind auch nicht schlecht.)

Gleichzeitig fühlt sich unser Leben seit der Pandemie manchmal auch wie eine (schlechte) Serie an, finden Sie nicht auch? Angeschaut hätte ich mir eine solche, die damit beginnt, dass jemand Fledermäuse isst und so ein heimtückisches Virus in die Welt bringt oder ebendieses Virus aus einem Labor entkommt, aus Prinzip nicht: viel zu unrealistisch. Und dann wird diese Serie, kaum scheint das Happy End nahe, immer wieder um eine weitere Staffel verlängert, weil eine neue Mutante auftaucht oder ein Teil der Menschen leider nicht an die Impfung glaubt. Wenn Sie mich fragen, ist der Inhalt mittlerweile ziemlich redundant und die Protagonisten wirken schon recht verbraucht – jetzt könnte man die Serie eigentlich bald absetzen. Bitte, danke.

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