Universitätsforschung

Forschen für die Allgemeinheit

Wissenschaft zum Anfassen gibt es im Rahmen der langen Nacht der Forschung (Bild von 2018).
Wissenschaft zum Anfassen gibt es im Rahmen der langen Nacht der Forschung (Bild von 2018). [ Uni Innsbruck]
  • Drucken

Zwischen dem wissenschaftlichen Elfenbeinturm und der restlichen Welt scheinen die Barrieren zu fallen, nicht zuletzt durch Covid-19.

Immer wieder stellt sich die Frage, wie der Informationsfluss zwischen der Wissenschaftscommunity und der breiten Öffentlichkeit zustandekommen kann und soll – in den Pandemiejahren aktueller denn je. „Forschung und die Erkenntnisse sind für alle Bereiche des Lebens relevant, denken wir an Gesundheit, Klima, unsere gesamte Umwelt. Durch fundierte empirische Studien und Analysen werden naturwissenschaftliche, aber auch gesellschaftliche oder wirtschaftliche Zusammenhänge erkannt, und Arbeits- und Lebensbedingungen können verbessert werden“, sagt der Rektor der Universität Salzburg, Hendrik Lehnert. Allerdings könne bestehendes Wissen durch neue Erkenntnisse auch widerlegt werden und zu neuen Forschungsansätzen führen.

Die Forschung, die an der Universitäten passiert, ist Grundlagenforschung. „Natürlich bilden diese Ergebnisse dann die Basis für weitere, nicht zuletzt auch angewandte Forschung, die wiederum zu konkreten Produkten oder Dienstleitungen führt. Damit hat die universitäre Forschung einen sehr weitgehenden Einfluss auf unser aller Alltag“, sagt Ulrike Tanzer, Vizerektorin für Forschung an der Universität Innsbruck.

Quantenphysik etwa ist eine Disziplin, die für viele im Alltag wenig Niederschlag findet – scheinbar. An der Universität Wien widerlegen Forscher gerade diese Einschätzung. Dort werden Quantenphänomene untersucht, also Eigenschaften, die sich anders verhalten als in der „klassischen Welt“: „Wir versuchen, diese Eigenschaften für neue Anwendungen zu nutzen, zum Beispiel für eine bessere Kommunikation, bessere Computer und andere Dinge, an die die Menschen bisher noch nicht gedacht haben“, sagt Quantenphysiker Philip Walther. Die Forschung entfalte jedenfalls eine große Wirkung: Auch wenn die Quantenforschung weit weg von alltäglichen Anwendungen sei, könne sie so angepasst werden, dass sie der Gesellschaft einen Nutzen bringe.

Weg zur Anwendung sichtbar machen

Abgesehen von Erkenntnissen bezüglich Covid-19 bleibt jedoch der Eindruck, dass Forschungsergebnisse eher aktiv gesucht werden müssen. An der Universität Salzburg arbeitet man aber daran, die Inhalte unter die Menschen zu bringen: „Konkret haben wir mit der Stadt Salzburg eine Veranstaltungsreihe ,Panorama:Uni‘ ins Leben gerufen, in der Forscher ihre Erkenntnisse niederschwellig in Vorträgen und Gesprächen der Bevölkerung vorstellen“, sagt Rektor Lehnert.

Außerdem gebe es einen jährlichen Report über Forschungsprojekte, und Neuigkeiten würden in Presse- und Öffentlichkeitsarbeit regelmäßig kommuniziert. „Dabei versuchen wir stetig, neue Wege der Wissensvermittlung zu entwickeln.“ Trotzdem sind die Wege von der Grundlage bis zur Anwendung oft lang, weshalb die Zusammenhänge nicht auf den ersten Blick sichtbar seien, gibt Tanzer zu bedenken: „Wir betonen aber immer wieder diese Zusammenhänge und machen sie, so gut es geht, nachvollziehbar. Beispiele dafür sind Veranstaltungen wie eine Lange Nacht der Forschung und die vielen anderen Vermittlungsprogramme, in deren Rahmen wir diesen Zusammenhang von Grundlagenforschung und ihrer Anwendung erlebbar machen.“ Das passiere etwa bei „Citizen Science“, einer Form der offenen Wissenschaft, bei der wissenschaftliche Forschungen unter Mithilfe oder komplett von interessierten Amateuren durchgeführt werden. Ein Beispiel: Katzenbesitzer helfen, die berauschende Wirkung von Katzenminze zu untersuchen. Beteiligt sind an „Citizen Science“ neben der Universität Innsbruck auch jene in Wien, Linz, Klagenfurt, Graz und Salzburg sowie die Boku, die Med-Uni Wien und die Donau-Uni Krems.

Forschung und Lehre im Wechselspiel

„Forschung und Lehre an Universitäten bedingen einander. Zunehmende Bedeutung hat die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Forschungsdisziplinen, um Lösungsansätze für die drängenden Fragen unserer Gesellschaft zu finden. Somit hat innovative Forschung an Universitäten das Potenzial, soziale Dynamiken nachhaltig zu verändern“, sagt Lehnert. Das betrifft auch die Lehre. „Durch neue Erkenntnisse und Vermittlungsformen – Stichwort Digitalisierung – entwickelt und erweitert sich die Vermittlung von Inhalten stetig weiter. Ein Beispiel, wie sehr an der Universität die bildungswissenschaftliche Forschung die Lehre beeinflusst, ist die zunehmende und auch sehr effektive digitale Transformation der unterschiedlichen Formate von Lehrveranstaltungen.“ Eine Konkurrenzsituation zwischen Lehre und Forschung gebe es nicht, meint Vizerektorin Tanzer. Die sogenannte forschungsgeleitete Lehre nehme permanent neueste Erkenntnisse in die Lehrveranstaltungen auf. „Die Forschung ist die Innovationstreiberin für die Lehre. Umgekehrt können aus der Lehre wiederum interessante Fragestellungen für die Forschung entstehen.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.