Roman

Sandro Veronesi: Wenn der Kolibri still steht

Sandro Veronesi erhielt in Italien für „Der Kolibri“ den prestigeträchtigen Premio Strega.
Sandro Veronesi erhielt in Italien für „Der Kolibri“ den prestigeträchtigen Premio Strega.(c) Ilaria Magliocchetti Lombi/contr (Ilaria Magliocchetti Lombi)
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Sandro Veronesi erzählt in seinem preisgekrönte Familienroman vom Leben als einem komplexen Puzzle aus Tragödien und Glücksmomenten. Und über die Schwierigkeit, sich zu verändern.

Der klitzekleine Vogel Kolibri hat eine sonderbare Eigenschaft: Er schlägt heftig mit seinen Flügeln – um mitten in der Luft still zu stehen. „Kolibri“ ist auch der Spitzname von Marco Carrera, dem Hauptdarsteller des hochgelobten und preisgekrönten Romans von Sandro Veronesi (er erhielt dafür 2020 den Premio Strega, den renommiertesten italienischen Literaturpreis). Marcos Mutter nennt ihren hübschen Sohn so, weil er lange Zeit nicht wächst. Doch der Name Kolibri passt auch gut zum erwachsenen Marco: Genauso wie der kleine Vogel setzt auch er all seine Lebenskraft und Energie dafür ein, um auf der Stelle zu bleiben.

Marco, das ist eigentlich ein bürgerlicher, italienischer „Jedermann“. Er wächst in einer gut situierten Familie im Florenz der 1970er-Jahre auf, ist beliebt, sportlich, freundlich, außer seiner kleinen Statur nicht wirklich auffällig. Später wird Marco Augenarzt, heiratet eine slowenische Flugbegleiterin, ist der gemeinsamen Tochter ein liebevoller und engagierter Vater. Marco ist der ewige Optimist, der aber auch gern durch die rosarote Brille schaut, um die vielen Risse in der Fassade der glücklichen Familie nicht zu sehen. So fällt er aus allen Wolken, als er erfährt, dass seine Frau ihn betrügt. Und er will lang nicht wahrhaben, wie zwanghaft die Ängste seiner kleinen Tochter sind.

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