Das Gemälde zeigt die wittelsbachische Prinzessin Elisabeth im Jahr 1854.
Kaiserin Elisabeth

Das Ultimatum der Ehefrau und Kaiserin

Eigentlich dachten wir, über Sisi sei längst schon alles erzählt worden. Dennoch erleben wir gerade einen Boom, man will Kaiserin Elisabeth wieder einmal ganz neu präsentieren. Erstaunlich, dass das einer neuen Biografie auch wirklich gelingt.

Man kann sich kaum vorstellen, dass eine Frau im 19. Jahrhundert den Mut aufbrachte, ihrem Ehemann ein derart scharfes schriftliches Ultimatum auf den Tisch zu legen. Noch dazu war dieser Mann einer der mächtigsten Monarchen der damaligen Welt, Kaiser Franz Joseph I. Der Wortlaut des Schreibens, das ihm seine 27 Jahre alte Frau Elisabeth am 24. August 1865 überreichen ließ, enthielt unerhörte Forderungen: „Ich wünsche, dass mir vorbehalten bleibe, unumschränkte Vollmacht in allem, was die Kinder betrifft, die Wahl ihrer Umgebung, den Ort ihres Aufenthalts, die complete Leitung ihrer Erziehung, mit einem Wort alles bleibt mir ganz allein zu bestimmen, bis zum Moment ihrer Volljährigkeit. Ferner wünsche ich, dass, was immer meine persönlichen Angelegenheiten betrifft wie unter anderem die Wahl meiner Umgebungen, den Ort meines Aufenthaltes, alle Änderungen im Haus etc. mir allein zu bestimmen vorbehalten bleibt. Elisabeth.“

Ein außergewöhnliches Schreiben, dem Ehemann blieb nichts anderes übrig als zuzustimmen, wollte er seine Frau nicht völlig verlieren. Es war erst elf Jahre her, dass er um ein schüchternes und unsicheres Mädchen von nicht einmal 16 Jahren, das alle nur Sisi riefen, geworben hatte. Und nun das. Ihm stand eine stolze, selbstbewusste Kaiserin, die sich gegen alle Konventionen stemmte, auf Augenhöhe gegenüber. Was war in diesen 11 Jahren geschehen? Sie muss eine für ihr Geschlecht und ihren Stand außerordentliche Entwicklung genommen haben.

Emanzipation. Selbstbestimmtheit und Vollmacht über alle Belange ihres persönlichen Lebens zu fordern und auch durchzusetzen, war für weibliche Personen in diesen Kreisen undenkbar. Es gab in diesem Jahrhundert keine Frau aus königlichem oder kaiserlichem Haus, die derartige Freiheiten, auch in der Gestaltung ihrer Ehe, besaß. Mit diesem Ansatz begann die bekannte Historikerin Martina Winkelhofer ihre „Reise“ zu der komplexen Persönlichkeit Elisabeths. Sie wollte sich lösen von den zahlreichen Mythen und Klischees, die beständig und unhinterfragt wiedergegeben werden. Um es vorwegzunehmen: Das ist in „Sisis Weg“, dem Bericht über die Zeit von der Verlobung bis zur ersten Flucht über das Meer nach Madeira, auf überzeugende Weise gelungen.

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