England

Verschwörungstheorien in den Kabinen

Liverpool-Coach Jürgen Klopp hat wenig Verständnis für ungeimpfte Fußballer.
Liverpool-Coach Jürgen Klopp hat wenig Verständnis für ungeimpfte Fußballer. REUTERS
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Medienberichte zeigen, dass nur ein Drittel aller Premier-League-Profis gegen das Coronavirus geimpft ist. Die Erklärungen dafür bereiten Sorge, Jürgen Klopp und Gareth Southgate appellieren.

London/Liverpool. Im englischen Fußball ist eine heftige Debatte um ungeimpfte Profis entbrannt. Immer noch verweigert ein großer Teil der Spieler die Covid-Schutzimpfung. Die „Daily Mail“ berichtet nun, dass gerade einmal 33 Prozent aller Profis vollständig geimpft seien. Demnach hätten nur sieben der 20 Premier-League-Klubs in ihrem Kader eine Impfquote von über 50 Prozent. Bei mindestens drei Vereinen wären nicht einmal zehn Personen geimpft.

Das Problem offenbar: Führende Stars scheinen sich gegen die Impfung zu sträuben und üben damit Einfluss auf jüngere Teamkollegen aus. „Daily Mail“ zitiert einen Vereinsarzt: „Es ist sehr frustrierend und schwer zu akzeptieren, da sich die Verschwörungstheorien in einigen Umkleidekabinen wirklich durchgesetzt haben.“

Klopp und Southgate appellieren

Das deckt sich auch mit einem Bericht des Boulevardblatts „The Sun“, wonach mindestens fünf englische Nationalspieler im Kader von Trainer Gareth Southgate bisher eine Impfung verweigern. Den Profis, von denen drei zum Stammpersonal des Vize-Europameisters gehören sollen, droht demnach der Ausschluss von der Weltmeisterschaft 2022 in Katar, wenn die Gastgeber eine Impfpflicht auch für Spieler verfügen. Über entsprechende Pläne des WM-Ausrichters war zuletzt mehrfach berichtet worden. Bereits klar ist, dass Zuschauer nur geimpft in die katarischen Stadien dürfen.

Wie die „Sun“ außerdem berichtet, haben die Impfverweigerer im englischen Nationalteam „Nonsens“-Gründe für ihre Entscheidung genannt. Einer der Profis fühle sich jung und fit genug, dem Virus zu widerstehen. Ein anderer soll Verschwörungsmythen rund um Corona Glauben schenken. Die weiteren Spieler hätten sich jeweils von ihren Partnerinnen überzeugen lassen, die Impfung abzulehnen.

Nationaltrainer Southgate erklärte, er wisse nicht, wer in seinem Nationalteam ungeimpft sei. Im Sommer hatte der 51-Jährige in einer öffentlichen Kampagne für die Vorteile der Vakzine geworben. „Es gibt keinen Zweifel, dass das Impfprogramm unser bester Weg heraus aus diesem Problem ist“, hatte der Coach erklärt.

Rückendeckung erhält Southgate von Liverpool-Trainer Jürgen Klopp. Bei den „Reds“ seien 99 Prozent geimpft, versicherte der Deutsche. Dies sei eine „natürliche Entscheidung“ des Teams gewesen, er habe niemanden überzeugen müssen.

Der Startrainer ging noch einen Schritt weiter und verglich die Verweigerung einer Corona-Impfung mit Alkohol am Steuer. Die gesetzlichen Bestimmungen dagegen seien auch „nicht dazu da, mich zu schützen, wenn ich zwei Bier trinke und fahren will, es ist zum Schutz anderer Leute, weil ich betrunken bin, und wir akzeptieren das als ein Gesetz“, betonte Klopp.

Er habe sich nicht nur impfen lassen, um sich gegen das Virus abzusichern, sondern auch die Menschen um ihn herum, ergänzte Klopp. „Ich verstehe nicht, warum das eine Einschränkung der Freiheit ist.“

„Daily Mail“ zufolge haben mit Ausnahme von Liverpool vor allem auch die englischen Großklubs Probleme mit der Impfbereitschaft ihrer Spieler.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2021)

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