Donaufestival

Kultur der Liegekur, Theater der Flüssigkeiten

Alles fließt: Performance „Upstairs Geology 50/50“ im Stadtsaal Krems.
Alles fließt: Performance „Upstairs Geology 50/50“ im Stadtsaal Krems. [ David Visnjic/Donaufestival ]
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Was passiert, wenn nichts passiert? Auch das fragte man sich heuer am ersten Festivalwochenende in Krems – vor allem bei zwei Performances, einer ziemlich faden und einer klugen, die auch an die Klimakrise erinnerte.

Jetzt passiert für eine lange Zeit nichts.“ Als dieser Satz, leicht variiert, bei einer Performance mit dem rätselhaften Titel „Upstairs Geology 50/50“ im Kremser Stadtsaal zum dritten Mal aus den Lautsprechern kam, begann der Berichterstatter zu grübeln: Ist es womöglich eine Hauptlinie, um nicht zu sagen: ein Mainstream avantgardistischer Bühnenkunst, dass sie einen dazu nötigt, immer mehr Nichtgeschehen zu ertragen? Man bedenke: Becketts „Warten auf Godot“, das uns heute sehr unterhaltsam vorkommt, verstörte einst das Publikum, weil darin so wenig passiert, weil sich so viel wiederholt. „So ist die Zeit vergangen“, sagt Wladimir immerhin an einer Stelle. „Sie wäre sowieso vergangen“, entgegnet Estragon, worauf Wladimir konstatiert: „Ja, aber langsamer!“

Recht langsam verging die Zeit bei „Linger on“, einer weiteren Performance des Donaufestivals. Nach langem Warten wurde man zu einer Liege geführt, bekam einen Polster, ein Fell, eine Decke und einen Stein zum Halten. So erging es allen Besuchern, alle fügten sich drein. Wie in einer Liegekur, dachte man sich – vielleicht, weil in 35 Kilometern Entfernung, im Landestheater Niederösterreich, derzeit eine Dramatisierung von Thomas Manns „Zauberberg“ läuft, in dem der gelehrige Tor auf einem „vorzüglichen Liegestuhl“ über das Wesen der Zeit und der Langeweile zu sinnieren beginnt.

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