Bankenpleite

Commerzialbank: Gläubiger fordern mehr als eine Milliarde Euro von Pucher

Der ehemalige Commerzialbank Mattersburg-Chef Martin Pucher
Der ehemalige Commerzialbank Mattersburg-Chef Martin Pucher APA/ROBERT JAEGER
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Ob die Gläubiger im Schuldenregulierungsverfahren ihr Geld bekommen, ist mehr als fraglich.

Im Schuldenregulierungsverfahren gegen Ex-Commerzialbank-Chef Martin Pucher haben die Gläubiger Forderungen von mehr als 1,1 Milliarden Euro angemeldet. Alleine die Einlagensicherung will 488 Millionen, der Masseverwalter der Bank 413 Millionen Euro. Ob die Gläubiger ihr Geld auch bekommen, ist mehr als fraglich. Bisher wurden bei Pucher 668.000 Euro beschlagnahmt, teilte Masseverwalter Georg Rupprecht am Montag mit. Auch von Ex-Vorständin Franziska Klikovits werden über eine Milliarde Euro gefordert.

Sowohl Pucher als auch Klikovits mussten nach der Pleite der Commerzialbank Privatkonkurs anmelden. Am Montag fand in beiden Verfahren die erste Prüfungstagsatzung statt. Bisher hat Rupprecht (Hügel Rechtsanwälte) sämtliche Forderungen bestritten. Die Einlagensicherung will vom Ex-Bankchef jenes Geld, mit dem sie die Anleger der Bank entschädigt hat. Der Masseverwalter der Commerzialbank fordert den der Bank durch "jahrelange Misswirtschaft" entstandenen Schaden zurück. Beide sehen die persönliche Verantwortung bei Pucher und Klikovits.

Im Schuldenregulierungsverfahren wurden die Vermögenswerte von Pucher realisiert und der Insolvenzmasse zugeführt. Derzeit sind das 668.000 Euro. Sie setzen sich aus Uhren und Schmuckgegenständen, die bei einer Hausdurchsuchung beschlagnahmt wurden, Wertpapierkonten und dem Hälfteanteil von Puchers privatem Wohnhaus zusammen. Eine Befriedigung der Forderungen erscheint nach derzeitigem Stand unrealistisch. Auch wenn laufend die Pensionsbezüge des Ex-Bankchefs gepfändet werden, werde die Quote für die Gläubiger wohl weniger als ein Prozent betragen, so der Masseverwalter.

Ähnliches gilt für das Verfahren gegen Klikovits. Derzeit laufe die Verwertung des Liegenschaftsvermögens, die rund 330.000 Euro einbringt. Auch hier könne man deshalb nicht mit einer "nennenswerten Quote" rechnen.

Unter den Gläubigern sind zahlreiche Kunden, die durch die Insolvenz der Commerzialbank geschädigt wurden, von der Einlagensicherung aber nicht komplett entschädigt werden konnten. Ob ihre Forderungen anerkannt werden, hängt davon ab, ob sie der Bank ihr Geld vor oder nach Eintritt der Insolvenz anvertraut haben. Ein gerichtlich beeideter Sachverständiger soll nun prüfen, ab wann die Bank tatsächlich insolvent war. Derzeit sei das noch nicht klar, weil die Bilanzen jahrelang verfälscht wurden. Wenn der Zeitpunkt der Insolvenz feststeht, kann der Masseverwalter darüber entscheiden, ob die Forderungen anerkannt werden.

Unterdessen wurde am Montag auch bekannt, dass marode Unternehmen, die Geld aus der Commerzialbank erhielten, teilweise gefälschte Rechnungen an erfundene Adressen, unbewohnte Gebäude, Friedhöfe und in einem Fall auch an einen Parkplatz ausgestellt haben, wie der "Standard" berichtete.

(APA)

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