Neuseeland rückt vorsichtig von Null-Covid-Strategie ab

Archivbild von Jacinda Ardern bei einer Coronavirus-Pressekonferenz im September in der Hauptstadt Wellington.
Archivbild von Jacinda Ardern bei einer Coronavirus-Pressekonferenz im September in der Hauptstadt Wellington.APA/AFP/POOL/MARK MITCHELL
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Premierministerin Ardern erklärt, man habe trotz Restriktionen das Ziel von null Corona-Infektionen bisher nicht erreicht. Der gute Zwischenstand der Impfquote ermögliche es, Maßnahmen zu lockern.

Neuseeland rückt vorsichtig von seiner ehrgeizigen Null-Covid-Strategie ab. Premierministerin Jacinda Ardern sagte am Montag, die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus habe sich als "Wendepunkt" erwiesen. In Auckland habe das Coronavirus auch mit dem strengen Lockdown der vergangenen Wochen nicht ausgemerzt werden können. Nun kündigte Ardern Lockerungen für die größte Stadt des Landes an.

Ab Mittwoch sollen dort demnach Treffen von bis zu zehn Menschen im Freien wieder erlaubt sein. Ardern räumte ein, dass es trotz strikter Restriktionen nicht gelungen sei, die Zahl der Neuinfektionen in Auckland auf null zurückzufahren, wie es die Null-Covid-Strategie der Regierung vorsah. "Selbst mit den langfristigen Beschränkungen, die wir hatten, haben wir offensichtlich nicht die Null erreicht", sagte sie mit Blick auf die Infektionszahlen in der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Auckland.

Impf-Quote als Chance

Ardern sagte, ihre Regierung werde die Null-Covid-Strategie nicht unmittelbar aufgeben. Die Regierung werde die Beschränkungen in Auckland aber leicht lockern, auch wenn die Zahl der neuen Fälle nicht zurückgegangen sei. Sie fügte hinzu, dass diese Strategie-Änderung erst durch die deutliche Steigerung der Impfquote möglich geworden sei.

Auckland bleibt demnach bis auf Weiteres weitgehend abgeriegelt. Ab Mittwoch sollen in Neuseelands einwohnerreichsten Stadt Treffen draußen mit bis zu zehn Menschen aber wieder erlaubt sein. Jede Woche will die Regierung nun weitere Lockerungen prüfen. In den kommenden Wochen könnten also weitere Geschäfte und Schulen wieder öffnen. Ende September hatten bereits einige Geschäfte wie Restaurants mit Lieferdienst wieder geöffnet. Die neuseeländische Oppositionsführerin Judith Collins kritisierte Arderns Corona-Strategie. Statt eine schlüssige Strategie als Ersatz für den Null-Covid-Ansatz zu entwickeln, habe die Regierungschefin lediglich eine "vage Wunschliste" vorgelegt.

Drei Wochen Lockdown gegen Delta

Neuseeland hatte Mitte August einen landesweiten Lockdown verhängt, um einen Ausbruch der hochansteckenden Delta-Variante einzudämmen. Nach drei Wochen wurden die Beschränkungen im Rest des Landes weitgehend wieder aufgehoben, weil sich herausstellte, dass sich der Ausbruch auf Auckland beschränkte. Dort hatten am Wochenende 2000 Menschen bei einer ungenehmigten Demonstration gegen die Verlängerung des Lockdowns protestiert.

Neuseeland ist seit Beginn der Pandemie weitgehend vom Rest der Welt abgeschottet. Bis zum Delta-Ausbruch im August war das Leben der Neuseeländer monatelang beinahe normal. Der Inselstaat galt daher weltweit als Vorbild im Kampf gegen Corona: In dem Land mit seinen fünf Millionen Einwohnern gab es seit Beginn der Pandemie nur 27 Todesfälle durch Covid-19.

(APA/AFP)

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