Terror

Die möglichen Akteure hinter dem Anschlag von Wien

Die Presse/Clemens Fabry
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Wer half Kujtim F. im Vorfeld des Attentats? Ein mutmaßlicher Kontaktmann des Wiener Attentäters sitzt vor Gericht. An dem Anschlag indirekt beteiligt waren offenbar andere.

Fast ein Jahr ist die Terrornacht in Wien nun her, als am 2. November vier Menschen durch Schüsse aus einem Maschinengewehr getötet und zahlreiche weitere verletzt wurden. Seitdem laufen die Ermittlungen - immer wieder werden neue Details aus dem Umfeld des Attentäters bekannt. An diesem Montag sitzt ein mutmaßlicher Kontaktmann des Attentäters, ein 25-jähriger Tschetschene vor Gericht. Er dürfte über eine Gruppe, die radikalislamische Ideen verbreitet haben soll, in Kontakt mit dem Attentäter gestanden sein, konkrete Hinweise auf eine direkte Beteiligung des 25-jährigen beim Anschlag gibt es nicht.

Doch es gibt andere Akteure, mit deren Hilfe Kujtim F. die Tat begangen haben dürfte. Ein Überblick nach derzeitigem Ermittlungsstand: 

  • Kujtim F. - der Attentäter: Verantwortlich für den Terroranschlag in Wien am 2. November war der 20-jährige Kujtim F. Er hatte sowohl die österreichische als auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft. Bevor er am 2. November vier Menschen tötete und 20 weitere verletzt hatte, war er den Behörden aber keinesfalls unbekannt. Er wurde am 25. April 2019 zu 22 Monaten Haft verurteilt, weil er versucht hatte, nach Syrien auszureisen, um sich dort dem IS anzuschließen. Im Dezember wurde er vorzeitig freigelassen. Kujtim F. wurde am 2. November von der Polizei erschossen.
  • H.Z. – der Komplize: Der 27-Jährige dürfte möglicherweise ein enger Komplize des Wiener Terroristen sein, wie der „Standard“ vor kurzem berichtete. Der gebürtige Afghane, der die österreichische Staatsbürgerschaft hat, sitzt seit Dezember in Untersuchungshaft. Seine DNA-Spuren wurden auf Waffen und Patronen gefunden, die beim Anschlag verwendet wurden. Der offenbar mehrmals wegen Raub, Körperverletzung, Nötigung und Sachbeschädigung Verurteilte soll zudem beim Attentäter gewohnt haben. Verdächtig ist auch sein Verhalten am Tag des Anschlags: Sein Handy war ab Mittag bis zur Zeit des Attentats ausgeschaltet, danach wurde es deaktiviert. Seine Ehefrau verschaffte ihm ein Alibi, widerrief es jedoch danach wieder. Sie erzählte, dass noch am Tatabend die Familie Z. gemeinsam Chats gelöscht und Spuren verwischt haben soll. Auch ein Schlüssel zur Wohnung des Attentäters soll an den Vater von H.Z. übergeben worden sein. Die ganze Familie Z. ist amtsbekannt und laut Verfassungsschutz ein „zutiefst islamistisch-fundamentalisistscher“ Clan.
  • Marsel O. - der Waffenhändler: Der 29-jährige Slowene soll Kujtim F. einige Wochen vor dem Anschlag eine Waffe sowie Munition verkauft haben. Dies haben die Ermittler vor kurzem rekonstruiert. Er soll nicht nur das AK-47-Sturmgewehr besorgt haben, sondern dem Attentäter auch die Patronen einige Wochen vor dem Anschlag verkauft haben, nachdem dieser in der Slowakei scheiterte, sich Munition zu besorgen. Er befindet sich offenbar in Slowenien auf freiem Fuß.
  • Adam M. – der Mittelsmann: Der gebürtige Tschetschene soll den Waffenkauf eingefädelt haben. Er sitzt seit Dezember in Untersuchungshaft und hat offenbar gestanden, bei den Waffendeals in Wien dabei gewesen zu sein und die Übergaben gemacht zu haben. Der Deal ging angeblich bereits im Juni 2020 in der Umgebung des Wiener Praters über die Bühne, die M. bei seiner Einvernahme zu Protokoll gab. Der Attentäter Kujtim F. habe dabei in einem Kuvert 2500 oder 3000 Euro übergeben - 500 davon als Provision für M.  Der Attentäter dürfte M. über einen Bekannten kennengelernt haben. Laut den Ermittlungen befindet sich M. seit spätestens 2018 "in einem kriminellen Umfeld" und könne "mit dem An- sowie Verkauf von Waffen in Verbindung gebracht werden". Auf seinem Smartphone wurden mehr als 200.000 Chatnachrichten sichergestellt, die nun ausgewertet würden. Auch mit der Pistole der Marke Tokarew, die der Attentäter verwendet hatte, könnte M. zu tun haben. Schließlich wurde auf deren Patronen – Kujtim F. feuerte lediglich zweimal ab - dessen DNA gefunden.

(twi/APA)

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