Pizzicato

Die Cannabis-Koalition

Wer hätte sich träumen lassen, dass sich zwischen Grünen und Liberalen eine Amour fou entwickeln würde?

Mutmaßlich ohne Einwirkung stimulierender Substanzen stießen Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Claudia Roth in der sterilen Atmosphäre eines TV-Studios per Fistbump an, als die FDP-Vizechefin für die Freigabe von Cannabis plädierte. Die Bundestagsvizepräsidentin – protokollarisch die ranghöchste Grüne – war nachgerade entzückt.

In München waren sie geradezu grün und gelb vor Neid. Dass die „Mia san mia“-Partei CSU je ihre Liebe zu Jamaika entdecken würde, stand nicht in den Sternen. Markus Blume, als CSU-Generalsekretär nicht für Schalmeientöne bekannt, geriet jüngst ins Schwärmen über eine künftige Koalition: „Jamaika ist eine Chance, Jamaika hat Charme.“ Franz Josef Strauß, der CSU-Säulenheilige, hätte gewettert: „Was haben sie dem ins Weißbier getan?“

Strauß-Schüler Markus Söder übt sich längst als Bäume-Umarmer und Bienenretter. Alles eine Frage der Perspektive für den fränkischen Machiavelli. Für CSU wie CDU ist die Jamaika-Koalition die einzige reale Machtoption, und dafür würden Söder, Blume und Co. zu Bob-Marley-Songs und Headbanging im Bierzelt auch eine Friedenspfeife rauchen – selbst mit bayerischen Gottseibeiuns-Grünen wie Claudia Roth und Anton „Jesus“ Hofreiter. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2021)

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