Kammerspiele

Trump, spielerisch ausgetrickst

Moritz Schell
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Das Josefstadt-Ensemble, angeführt von Maria Köstlinger, demonstriert mit Willimons „Parisian Woman“, wie weibliches Raffinement ein politisches System aushöhlt.

Was tut diese Frau aus Berechnung? Welche Gefühle sind echt, welche nur vorgetäuscht, um ihren Mann im Spiel um einen hohen politischen Posten in eine bessere Lage zu bringen? Es sind diese Fragezeichen und manch überraschende Wendung, die den Reiz von Beau Willimons „The Parisian Woman“ ausmachen, wie die deutschsprachige Erstaufführung in den Kammerspielen der Josefstadt zeigte. Wie in seiner US-Fernsehserie „House of Cards“ schaut Willimon auch in „The Parisian Woman“ hinter die Fassaden von Washington D. C. Er zeigt einen Tanz auf dem politischen Vulkan, in dem die attraktive Chloe zwischen Dinner-Party und dem Schlagabtausch mit ihrem mittlerweile lästig gewordenen Geliebten elegant am Champagner nippt, um im nächsten Moment Menschen um Gefälligkeiten zu bitten – oder diese zu solchen zu nötigen: Aus sanftem Druck wird rasch Erpressung.

Darüber sei nicht zu viel verraten, denn Willimon liebt es, sein Publikum an der Nase herumzuführen, nicht nur zu Beginn, wenn er ein vermeintliches Ehepaar Eifersüchteleien diskutieren lässt, bevor Tom, der tatsächliche Ehegatte, auftritt. Der erste Lacher des Abends kommt noch herzlich, weitere bleiben dem Publikum im Hals stecken, zieht Chloe doch derart geschickt die Fäden, damit ihr Mann den gewünschten Posten im Bundesberufungsgericht unter Donald Trump entgegen allen Erwartungen bekommt. Wann, wenn nicht nun unter dem „Irren im Weißen Haus“ habe ein Außenseiter wie ihr Gatte, ein Steueranwalt, Chancen auf ein solches Amt?

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