Morgenglosse

Der Klimabonus, die Kindertorte für Erwachsene

Die Presse (Clemens Fabry)
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Politiker sollten weder kreative Fördernamen erfinden, noch Tortenstücke verteilen.

Jetzt haben sie sich so bemüht. Alle sollten von der größten Steuerentlastung in der zweiten Republik profitieren,
so kleingemustert konnte der fiskalische „Fleckerlteppich“, wie Agenda-Austria-Chef Franz Schellhorn die Steuerreform bezeichnet, gar nicht sein. Irgendwer ist immer beleidigt.

Das ist wie beim Tortenverteilen auf einer Kinderparty. Und diesmal sitzt Wien beleidigt, Unterlippe hochgezogen im Eck und fühlt sich ganz unfair behandelt.

Weil nämlich alle anderen ein größeres Stück vom Klimabonus-Kuchen bekommen. Wiener erhalten nur 100 Euro im nächsten Jahr, weil sie ja die U-Bahn vor der Tür haben.

Retzer hingegen, so hat es Kanzler Kurz am Sonntag in einem Beispiel vorgerechnet, 200 Euro. Weil sie nicht die U-Bahn, sondern den Weinkeller vor der Tür haben.

Das kommt bekanntlich heraus, wenn man es allen recht will und sich tolle Namen einfallen lässt. „Klimabonus“, klar will den jeder haben. Warum nicht „Klimamalus“ für die Armen ohne U-Bahn?
Politiker sollten weder kreative Fördernamen erfinden, noch Tortenstücke verteilen. Sie sollen dafür sorgen, dass die Leute selber backen.

Mitreden bei der ökosozialen Steuerreform: Was ist gelungen, was nicht?

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2021)

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