Quergeschrieben

Fünf Kunstgriffe, um Andersdenkende fertigzumachen

Ob auf Twitter und Facebook, in Leserforen oder Talkshows: Arthur Schopenhauers Empfehlungen, wie man Streitgespräche gewinnt, bewähren sich immer.

Für die „disputatio“, das Streitgespräch, gab es im Mittelalter strenge Spielregeln. Die wichtigste untersagte es den Kontrahenten, auf Kritik unmittelbar zu antworten. Vielmehr mussten sie zuerst in eigenen Worten den gegnerischen Einwand wiederholen und sich vergewissern, dass der andere genau das sagen wollte. Diese Methode setzte, wie auch immer die Entgegnung dann ausfiel, großen Respekt vor dem Gesprächspartner voraus. Ihr lag die Überzeugung zugrunde, dass es – erstens – eine erkennbare Wahrheit gibt und dass – zweitens – der Erkenntnisprozess eine gemeinsame Anstrengung erfordert, weil er die Kraft und die Fähigkeit jedes einzelnen überschreitet (mehr dazu bei Josef Pieper, „Thomas von Aquin: Leben und Werk“, Kapitel VII).

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Der progressiv getaktete Leser merkt sofort, wie unglaublich finster dieses Mittelalter war. Für ihn gibt es ja schon längst nicht mehr die Wahrheit, sondern beliebig viele Wahrheiten, je nach dem eigenen Standpunkt und den eigenen Interessen, der Weltanschauung, der Parteizugehörigkeit oder der Laune des Zeitgeists. Schon gar nicht geht es ihm darum, den Gegner zu respektieren (was für eine Zumutung!), es kommt vielmehr darauf an, ihn mit allen Mitteln und möglichst endgültig fertigzumachen.

Twitter-Könige sowie gegen Irrtum geimpfte Haltungsjournalisten beherrschen diese Kunst besonders gut. Narzissmus und Arroganz sind hilfreich, aber nicht Voraussetzung. Wer folgende Kunstgriffe beherzigt, hat gute Chancen, seine mutmaßlichen oder tatsächlichen Gegner auf den Schlachtfeldern der sozialen Medien, der Talkshows und der Leserforen der Zeitungen zur Schnecke zu machen. Alle Tipps kann man in Arthur Schopenhauers Ratgeber „Die Kunst, Recht zu behalten“ nachlesen.

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