Studie

Pandemiestress: Frauen und Städter leiden besonders

Archivbild. Die allgemeine, anhaltende Belastung durch die Pandemie verspüren Frauen deutlich stärker.
Archivbild. Die allgemeine, anhaltende Belastung durch die Pandemie verspüren Frauen deutlich stärker.Die Presse/Clemens Fabry
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Die Bevölkerung leidet unter Corona – vor allem die jüngere. Effekte machen sich mental und körperlich bemerkbar.

In Summe fühlen sich 57 Prozent, teilweise sehr, durch die Coronapandemie belastet – vergangenes Jahr waren es noch 43. Das hat nun die aktuelle Gesundheitsstudie der Wiener Städtischen Versicherung, die vom Gallup-Institut durchgeführt wurde, ergeben.

Dafür wurden 1000 Personen im Alter von 16 bis 70 Jahren zu ihrem Befinden im vergangenen Jahr der Pandemie befragt. Die Ergebnisse zeigen Veränderungen bei der körperlichen und mentalen Gesundheit, dem Ernährungs- und Sportverhalten sowie der Zufriedenheit mit dem öffentlichen Gesundheitssystem. Sie legen offen, dass vor allem Frauen und Jüngere sowie die urbane Bevölkerung an der Situation leiden – nach wie vor.

(c) Die Presse

Körper & Geist

Weniger soziale Kontakte und Freizeitmöglichkeiten, Sorge um die eigene Gesundheit. Dies sind nur ein paar Faktoren, die Psyche und Geist in Zeiten der Pandemie beansprucht haben. 27 Prozent der Befragten nahmen in den vergangenen zwölf Monaten eine mentale Verschlechterung wahr.

Eine Altersgruppe sticht dabei hervor: 43 Prozent der 16- bis 35-Jährigen verzeichnen negative Veränderungen ihrer psychischen Gesundheit. „Gerade die Jüngeren sind vom öffentlichen Leben ausgeschlossen worden“, so Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung.

Bei der körperlichen Verfassung stellen 24 Prozent der Befragten eine Verschlechterung fest. Vor allem jene, die eine Infektion mit dem Virus überstanden haben, klagen. Rund 61 Prozent leiden an Long Covid – Antriebslosigkeit oder fehlender Geschmackssinn können etwa die Folge sein.

Die allgemeine, anhaltende Belastung durch die Pandemie verspüren Frauen deutlich stärker: 61 Prozent geben an, deutlich oder sehr deutlich belastet zu sein, bei den Männern sind es 52 Prozent. Gerade Frauen erlebten häufig Doppelbelastung, etwa durch Home-Schooling, Betreuungspflichten oder Beschäftigung in systemrelevanten Berufsgruppen, so Wendler.

Die Belastung korreliert auch mit dem Einkommen und der Wohnsituation. Urban Lebende fühlen sich häufiger belastet als Menschen, die am Land wohnen. Genauso wie Menschen mit Einkommen bis 1500 Euro, die mit 64 Prozent deutlich belasteter sind als jene mit über 3000 Euro Einkommen (54 Prozent).

Sport

Ob in der Stadt oder im Dorf: Die einen verbrachten deutlich mehr Zeit auf dem Sofa, die anderen entdeckten während der Pandemie neue Sportroutinen für sich. Das zeigt auch die aktuelle Erhebung: Zwar treiben 15 Prozent der Befragten jetzt mehr Sport als vor der Krise, aber auch rund 18 Prozent geben das Gegenteil an. Knapp die Hälfte der Befragten hat ihre Gewohnheiten nicht geändert – und gut ein Fünftel treibt ohnehin keinen Sport.

Dadurch, dass das Thema Gesundheit verstärkt im Fokus stand, achten laut Studie zudem 29 Prozent der Befragten mehr auf ihre Gesundheit als vor der Pandemie.

Ernährung

Hinsichtlich des Ernährungsverhaltens der Befragten wird deutlich, dass die Mehrheit ihre Essgewohnheiten nicht umgestellt hat (68 Prozent).
Weniger Bewegung, schlechtere Ernährung und psychische Belastungen haben aber bei 13 Prozent zu einer Verschlechterung geführt. Etwa 20 Prozent geben hingegen an, dass sich ihr Ernährungsverhalten sogar verbessert hat.

Schließlich können diese Entwicklungen auch an der Zahl auf der Waage abgelesen werden. Nur 14 Prozent geben an, während der Pandemie abgenommen zu haben, jedoch haben 28 Prozent der Befragten an Gewicht zugelegt.

Gesundheitsversorgung

„Jetzt ist natürlich die Frage: Wie agil reagiert das Gesundheitssystem auf diese Veränderungen?“, sagt Vorstandsdirektorin Wendler.
Die Studie habe ergeben, dass über zwei Drittel, genau 68 Prozent, das öffentliche Gesundheitssystem mit den Schulnoten eins und zwei bewerten. Vor allem Männer, Personen ab Mitte 50 und höher Gebildete bewerten das Gesundheitssystem besonders gut.

Eine private Gesundheitsvorsorge hat bereits jeder dritte Österreicher (31 Prozent). Von ihnen leben 36 Prozent im ländlichen Raum, 28 Prozent in der Stadt. Das Interesse daran sei im vergangenen Jahr um 26 Prozent angestiegen – vor allem bei Personen bis Mitte 30. Der Hauptgrund: zu lange Wartezeiten sowie mangelnde verfügbare Zeit bei Kassenärzten.

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