Verbraucherpreise

OeNB: Supermarktwaren in Österreich teurer als in Bayern

imago images/Gerhard Leber
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Die markante Zunahme der Rohstoffpreise treibt die Inflation in die Höhe. Die Nationalbank rechnet nun für heuer mit 2,4 Prozent. Zudem stellt sie deutlicher Preisunterschiede bei identischen Produkten im österreichisch-bayerischen Grenzraum fest.

Die gleichen Produkte kosten in Österreich oftmals mehr als in Deutschland. Dieser von der Arbeiterkammer mehrfach erhobene Vorwurf wird nun von einer Analyse der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) bestätigt. Sie untersuchte idente Supermarktprodukte in den grenznahen Bezirken in Tirol, Salzburg und Oberösterreich beziehungsweise in Bayern. Demnach kosten zwar viele Produkte gleich viel, wenn es aber Unterschiede gibt, dann sind deutlich öfter die Waren in Österreich teurer.

Die Preisunterschiede waren zwischen Bayern und Österreich deutlich höher als innerhalb der Länder. Das gilt auch für ein und dieselbe Supermarktkette, wo häufig für das gleiche Produkt in Österreich mehr verlangt wurde als in Bayern. Die Nationalbank geht davon aus, dass die lokale Kostenstruktur in der bayerisch-österreichischen Grenzregion ähnlich ist. Die Daten zeigen auch, dass Unterschiede in der Zusammensetzung des Konsums kaum von Bedeutung für Preis- und Inflationsunterschiede sein können.

Konsumentinnen und Konsumenten könnten "nur dann von grenzübergreifenden Einkäufen profitieren, wenn sie die Preise auch Produkt für Produkt vergleichen", schreibt die OeNB. "Diese hohen Informationskosten dürften aber grenzüberschreitende Arbitrage unattraktiv machen, sodass Einzelhändler größere Preisunterschiede über die Grenzen hinweg aufrechterhalten können".

Der von der Nationalbank errechnete "Grenzeffekt" ließ sich bei allen grenzüberschreitend aktiven Lebensmittelketten nachweisen, bei Diskontern sei er besonders groß.

Die Nationalbank zieht aus ihrer Untersuchung den Schluss, "dass internationale Preis- und Inflationsdifferenzen zwischen ähnlichen Ländern weniger ein Resultat verschiedener Kostenstrukturen oder Konsumpräferenzen als vielmehr das Ergebnis der regionalen Marktmacht der Unternehmen sowie von produktspezifischer, grenzüberschreitender Preisdifferenzierung sind".

Der Preisvergleich umfasste rund 20.000 Produkte. Erfasst wurden vor allem Lebensmittel und Getränke, Produkte der Haushaltsführung, Pflegeprodukte und Gartenequipment sowie Tierfutter. Basis waren die beim Einkauf an der Kasse gescannten Daten. Verglichen wurden grenznahe Bezirke in Tirol, Salzburg und Oberösterreich mit zusammen rund. 2,4 Millionen Personen beziehungsweise benachbarte bayerischen Regionen mit zusammen rund 2,1 Millionen Einwohnern.

Inflationsprognose neuerlich angehoben

Zu Jahresbeginn war die Nationalbank für heuer noch von einer Inflationsrate von 1,4 Prozent ausgegangen. Im August lag sie bereits bei 3,2 Prozent und damit dem höchsten Wert seit fast zehn Jahren. Kein Wunder also, dass die Nationalbank mit dem Nachziehen ihrer Prognosen kaum nachkommt. Mitte Juli etwa erhöhte sie den Ausblick für heuer von 2,0 auf 2,2 Prozent, jeden für die  nächsten beiden Jahre von 1,8 auf 2,0 Prozent. Am Mittwoch passte sie ihre Einschätzung neuerlich nach oben an. Für das Gesamtjahr 2021 erwartet die OeNB in ihrer aktuellen Inflationsprognose eine Inflationsrate von 2,4 Prozent, gefolgt von einem Rückgang auf 2,2 Prozent für 2022.

Der Inflationsanstieg im bisherigen Jahresverlauf 2021 sei größtenteils auf den markanten Anstieg der Rohölpreise und damit auf die Energiekomponente im Harmonisierten Verbraucherpreisindex zurückzuführen. Seit Jahresbeginn stiegen jedoch nicht nur die Energiepreise, sondern auch die Preise vieler nicht energetischer Rohstoffe deutlich. Dies spiegelte sich in den letzten Monaten auch zunehmend in den steigenden Endverbraucherpreisen nicht energetischer Industriegüter wider. Zusätzlicher Preisdruck – insbesondere bei langlebigen Konsumgütern – ging zudem von Lieferengpässen sowie Unterbrechungen der Transportketten aus, so die Nationalbank.

Der Höhepunkt der Inflationsentwicklung wird im dritten Quartal 2021 erwartet, in den nächsten Monaten werde die Inflation auf hohem Niveau verbleiben. Die anhaltende wirtschaftliche Erholung sowie – wenn auch schwächer werdende – Angebotsengpässe würden auch im Jahr 2022 für Preisdruck sorgen. Eine Entspannung werde hingegen auf den Rohstoffmärkten (insbesondere bei den Rohölpreisen, aber auch bei nicht energetischen Rohstoffpreisen) erwartet. Dies führe dazu, dass die Inflationsrate im Lauf des Jahres 2022 wieder leicht rückläufig sein

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