Quergeschrieben

Der Facebook-Ausfall ist eine Gefahr für die Freiheit aller

Als am Montagabend plötzlich die Dienste des sozialen Netzwerks Facebook ausfielen, war die Häme groß. Doch die Folgen können katastrophal sein.

Als am vergangenen Montag kurz vor 18 Uhr auf einmal die Dienste von Facebook, WhatsApp und Instagram nicht mehr funktionierten, waren auf den Straßen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln Menschen zu beobachten, die verzweifelt an ihren Smartphones herumfuhrwerkten. Einschalten, ausschalten, vielleicht hatten sie ja versehentlich die Verbindungseinstellungen verändert. Aber nein, wie Facebook-CEO Mark Zuckerberg um 18.22 Uhr auf dem Kurznachrichtendienst Twitter verkündete, erfuhren „einige“ Menschen gerade Probleme mit den Diensten, man arbeite an deren Wiederherstellung.

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Einige Menschen, das war eine Untertreibung. 3,5 Milliarden Nutzerinnen und Nutzer hat das Facebook-Imperium. Sechs Stunden dauerte es, bis das technische Problem behoben wurde und die Server wieder liefen. Facebook selbst, das sich durch maßgeschneiderte Werbung finanziert, soll rund sechs Millionen Dollar Verlust gemacht haben. Doch der Schaden für alle, die nun von ihrem wichtigsten Kommunikationsmittel abgeschnitten waren, ist um ein Vielfaches größer – und beunruhigender.

Endlich ein paar Stunden offline, in einer Zeit, in der sich Menschen ohnehin viel zu viel mit Bildschirmen beschäftigen, eine gute Sache, könnte man meinen. Dann eben anrufen, anstatt eine WhatsApp zu schicken. Oder mit der Familie plaudern, anstatt sich durch bunte Instagram-Bildchen zu scrollen. Groß war auch die Schadenfreude gegenüber Facebook, das sich gerade in der Krise befindet: Vom „Wall Street Journal“ veröffentlichte interne Berichte hatten unter anderem gezeigt, wie das soziale Netzwerk Pläne hegte, mehr Kinder auf die Plattformen zu bekommen. Whistleblowerin Frances Haugen hatte zudem vor dem US-Kongress erklärt, wie die Algorithmen des Unternehmens funktionierten, die darauf abzielen, Userinnen und Usern solche Posts zu zeigen, die sie länger online verweilen lassen. Oft sind das Hasspostings und Inhalte, die zu Gewalt anstacheln, gegen die Facebook nichts unternimmt – obwohl interne Untersuchungen ergaben, dass diese Auswirkungen auf die Gesellschaft haben.

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