Luxusdüfte

Ben Krigler: Parfumgeschichte seit 1860

Nach seinem Architekturstudium entwickelte Ben Krigler eine neue Vision für die Marke.
Nach seinem Architekturstudium entwickelte Ben Krigler eine neue Vision für die Marke.Beigestellt
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Ben Krigler führt in fünfter Generation ein Maison, spezialisiert auf Luxusdüfte. Eine Dependance gibt es auch in Wien.

Eines hat Ben Krigler nun wirklich fast allen Parfumunternehmern voraus: Er kann, über fünf Generationen und seit 1860, die Geschichte seiner Familie ab der Geburt von Albert Krigler in Berlin in Düften erzählen. Oder wenn schon nicht ab 1860, dann ab 1879, als dieser sein erstes Parfum kreierte, „Pleasure Gardenia 79“. Seitdem lässt sich die Firmenchronik über Stationen etwa in Sankt Petersburg („Hermitage Hermitage 04“, geschaffen 1904), wieder zurück in Berlin („Schöne Linden 05“, 1905), an der Côte d’Azur („Château Krigler 12“, 1912 geschaffen und nach dem scherzhaft pompösen Namen für das Haus der Familie benannt) erzählen.

Kein Wunder, dass Ben Krigler sich geradezu überschlägt beim Sprechen, was synästhetisch besonders fordernd ist bei einem Videocall in den Verkaufsräumen im Wiener Palais Hansen Kempinski, wo die Leiterin der Boutique parallel alle erwähnten Düfte zur gefälligen Verkostung reicht. Besonders berührend ist die Geschichte von „Lieber Gustav 14“, das Albert Krigler zu Beginn des Zweiten Weltkrieges schuf – als Hommage an die Liebesbeziehung zwischen seiner Tochter und einem jungen Mann in Berlin, mit dem sie Briefe austauschte und der den Krieg nicht überleben sollte. Dieser „liebe Gustav“, der Zeit geschuldet opulent mit Lavendel, Tonka, Sandelholz, wurde später zum Duft von Zelda und F. Scott Fitzgerald – in den Dreißigern wurde Marlene Dietrich zur Duftbotschafterin und machte „Gustav“ in Hollywood populär.

(c) pov.at

Klein und fein. „Ich wollte Kunsthandwerker bleiben“, sagt Ben Krigler, als er ein bisschen zur Ruhe gekommen ist. 2005 stieg er nach einem Architekturstudium in das Familienunternehmen ein, das als „Sleeping Beauty“ in der Branche galt. Den ersten Revitalisierungsvorstoß machte Krigler mit der Wiedereröffnung eines Verkaufsraumes im Hotel Plaza in New York, wo die Marke früher schon beheimatet war. „Ich möchte nur in Hotels zu finden sein, das entspricht dem Profil unserer Klientel“, sagt Ben Krigler, der, einst angeleitet von seiner Mutter Liliane, längst selbst Parfums kreiert. An neuen Ideen mangelt es ihm nicht, so gibt es auch einen Bespoke-Service für maßgeschneiderte Düfte, der im Kempinski in einer eigenen Suite abgewickelt wird.

Angebote von großen Konzernen, die das exklusive Duftjuwel gern in ihr Portfolio aufnehmen würden, hat Ben Krigler eigenen Angaben zufolge schon zuhauf abgelehnt – er habe zu viel Freude an der Arbeit als Unternehmer und Parfümeur, um dies aufzugeben. „Es ist so wichtig, dem treu zu bleiben, auf das man sich am meisten versteht. Es wäre ein Fehler, das aufzugeben und etwas Neues zu beginnen“, sagt er noch und gibt einen Vorgeschmack auf etwas besonders Wienerisches. Schon Ende des Jahres möchte er einen Duft he­raus­bringen, der den Genius Loci in besonderer Weise einfangen soll – schließlich gehört auch Wien seit Langem zur Geschichte der Kriglers.

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