Ein vehementer Moderator, ein defensiver Bundeskanzler, fast 20 Minuten Schlagabtausch: Das Interview in der „ZiB 2“ war sehenswert – und zeigte das problematische Medienverständnis des Kanzlers.
Wer ist schuld? Und wer nicht? Um diese Fragen drehte es sich das gelinde gesagt angeregte Gespräch zwischen „ZiB 2“-Moderator Martin Thür und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwochabend. Nur wenige Stunden nach der Hausdurchsuchung im Bundeskanzleramt und der Information, dass auch gegen Kurz ermittelt werde, kam der Kanzler in die „ZiB 2“ und nahm Stellung zu den Anschuldigungen: Dabei geht es um geschönte Umfragen zugunsten des heutigen Regierungschefs und zulasten der Steuerzahler. Und um die Frage, wer dafür verantwortlich gemacht wird.
Moderator Thür, sehr gut vorbereitet, konterte viele von Kurz' Aussagen – was das Gespräch oft zum Schlagabtausch werden ließ. „Ich würde gerne mit Ihnen die Vorwürfe Punkt für Punkt durchgehen“, sagte der Kanzler einmal. Auf 104 Seiten fasste die Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) diese zusammen, das geht sich in rund 20 Minuten Fernsehinterview freilich nicht aus.