Gastkommentar

Amerikas Schlafwandelei im Umgang mit China

Die Flaggen der USA und Chinas vereint. Das Bild entstand vor dem Bürogebäude eines US-Unternehmens in Peking.
Die Flaggen der USA und Chinas vereint. Das Bild entstand vor dem Bürogebäude eines US-Unternehmens in Peking.REUTERS
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Wären die US-chinesischenBeziehungen ein Pokerspiel, würden die USA ihr gutes Blatt erkennen statt sich von ihren Ängsten leiten lassen

Während die Regierung von US-Präsident Joe Biden in ihrem Umgang mit China auf einen Wettkampf der Großmächte setzt, suchen Beobachter nach historischen Metaphern für diese zunehmende Rivalität. Viele zitieren dabei den Beginn des Kalten Krieges, eine viel beunruhigenderes historisches Vorbild bietet jedoch der Vorabend des Ersten Weltkriegs. 1914 erwarteten alle Großmächte einen kurzen dritten Balkankrieg. Wie der britische Historiker Christopher Clark zeigt, stolperten sie stattdessen wie Schlafwandler in einen Flächenbrand, der vier Jahre andauerte, vier Weltreiche zerstörte und Millionen tötete.

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Die damaligen Staats- und Regierungschefs hatten nicht ausreichend auf die Veränderungen der internationalen Ordnung geachtet, die einmal als das „Europäische Konzert der Großmächte“ bekannt war. Ein wichtiger neuer Faktor war das Erstarken des Nationalismus. In Osteuropa bedrohte der Panslawismus sowohl das Osmanische Reich als auch die Österreichisch-Ungarische Monarchie, die beide große slawische Bevölkerungsgruppen hatten. Deutsche Autoren beschworen den unvermeidlichen Kampf zwischen Germanen und Slawen und Schulbücher entfachten nationalistischen Eifer. Die Arbeiter Europa ließen für den Nationalismus den Sozialismus links liegen und die Banker Europas den Kapitalismus.

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