Auszeichnung

Friedensnobelpreis geht an Journalisten in Philippinen und Russland

FILES-RUSSIA-MEDIA-NOBEL-PEACE
FILES-RUSSIA-MEDIA-NOBEL-PEACEAPA/AFP/NATALIA KOLESNIKOVA
  • Drucken

Maria Ressa von den Philippinen und Dmitri Muratow aus Russland wurden ausgezeichnet.

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an die Journalisten Maria Ressa von den Philippinen und Dmitri Muratow aus Russland für ihren „mutigen Kampf“ für Meinungsfreiheit. „Zugleich stehen sie für alle Journalisten, die sich für dieses Ideal einsetzen in einer Welt, in der Demokratie und Pressefreiheit zunehmend gefährdet sind", sagte die Vorsitzende des Komitees Berit Reiss-Andersen. 

Ressa (58) ist Mitgründerin, Geschäftsführerin und Chefredakteurin des Nachrichtenportals „Rappler Online" und war fast zwei Jahrzehnte lang als leitende Investigativreporterin für CNN International in Südostasien tätig. Sie gilt als scharfe Kritikerin des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte. 2019 wurde sie festgenommen, man warf ihr vor, „Fake News“ über einen prominenten Geschäftsmann zu vebreiten: Der Artikel hatte aus einem Geheimdienstbericht zitiert, der den Unternehmer mit Mord und Drogenhandel in Verbindung brachte; erschienen war der Text schon 2012. International wurde die Festnahme kritisiert und als politisch motiviert angesehen. 2018 wurde sie vom US-Magazin Time als eine der wichtigsten Personen des Jahres ernannt.

APA/AFP/ISAAC LAWRENCE

Muratow (59) war viele Jahre (1997-2017)  Chefredakteur der unabhängigen und kremlkritischen Zeitung Nowaja Gaseta, die er auch mitgegründet hat. Mitarbeiter der Zeitung sind immer wieder Opfer von Gewalt geworden. Zehn ihrer Journalisten wurden ermordet, unter ihnen die 2006 getötete Redakteurin Anna Politkowskaja. Der Mord ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Die Zeitung wirft den russischen Behörden vor, aus politischen Gründen kein Interesse an einer Aufklärung des Falls zu haben.

Muratow, der schon als Oppositioneller für die liberale Partei Jabloko an Wahlen teilgenommen hatte, hatte sich zuletzt auch mit der Demokratiebewegung in Belarus (Weißrussland) solidarisiert. Er kritisierte in der Vergangenheit zudem öffentlich die Politik des Kreml auf der von Russland 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

Der Journalist will nun die Geldprämie für die Entwicklung des unterdrückten Journalismus in seinem Land einsetzen. „Wir werden versuchen, Leuten zu helfen, die jetzt als Agenten eingestuft sind", die jetzt drangsaliert und aus dem Land vertrieben werden", sagte er am Freitag dem unabhängigen Portal Meduza, das ebenfalls als "ausländischer Agent" eingestuft ist.

„Für alle Journalisten"

„Gratulation an alle Journalisten" - so hat eine Sprecherin des Büros der UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte Minuten nach der Vergabe des Friedensnobelpreises an die philippinische Journalistin Maria Ressa und den Journalisten Dmitri Muratow aus Russland reagiert. Der Preis sei eine Anerkennung der Wichtigkeit der journalistischen Arbeit oft unter schwierigen Bedingungen, sagte die Sprecherin, Ravina Shamdasani.

Die Arbeitsbedingungen für Journalisten würden vielerorts immer
schwieriger. Einige Länder hätten Maßnahmen während der
Corona-Pandemie ausgenutzt, um die Arbeit von Journalisten zu
behindern, so die Sprecherin. "Glückwunsch an alle Journalisten da
draußen, die ihre Arbeit machen, um uns zu informieren."

Wichtige politische Auszeichnung

Wie im Vorjahr sind die Nobelpreise wieder mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980.000 Euro) pro Kategorie dotiert.

Der Friedensnobelpreis gilt als die renommierteste politische Auszeichnung der Welt. 329 Kandidaten - 234 Persönlichkeiten und 95
Organisationen - sind diesmal für ihn nominiert worden. Das war die drittgrößte Nominiertenzahl jemals. Die Namen werden traditionell 50
Jahre lang geheimgehalten.

Preise seit 2010

2020: Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) für seine Bemühungen im Kampf gegen den Hunger in aller Welt, seinen
Beitrag zur Verbesserung der Bedingungen für den Frieden in Konfliktgebieten sowie seinen Bemühungen gegen den Gebrauch von
Hunger als Kriegswaffe.

2019: Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed für seine Bemühungen für Frieden und internationale Zusammenarbeit und vor
allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem
Nachbarland Eritrea.

2018: Denis Mukwege (Kongo) und Nadia Murad (Irak) für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt als Waffe in Kriegen und bewaffneten
Konflikten.

2017: Die Internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung (ICAN) für ihre Bemühungen, die Aufmerksamkeit auf die katastrophalen
Folgen des Gebrauchs von Atomwaffen zu richten, sowie ihren bahnbrechenden Einsatz für einen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen.

2016: Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos für seine entschlossenen Bemühungen, den mehr als 50Jahre währenden Bürgerkrieg in seinem Land zu beenden.

2015: Das Quartett für den nationalen Dialog in Tunesien für seinen entscheidenden Beitrag zum Aufbau einer pluralistischen Demokratie in Tunesien nach der sogenannten Jasmin-Revolution 2011.

2014: Malala Yousafzai (Pakistan) und Kailash Satyarthi (Indien) für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern und jungen
Leuten sowie für das Recht aller Kinder auf Bildung.

2013: Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) für ihren Einsatz gegen die weltweit geächteten Massenvernichtungswaffen.

2012: Die Europäische Union (EU) für ihren mehr als sechs Jahrzehnte währenden Beitrag für Frieden, Demokratie und Menschenrechte in Europa.

2011: Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee (beide Liberia) sowie Tawakkul Karman (Jemen) für den gewaltfreien Kampf zur Stärkung der Rechte von Frauen.

2010: Liu Xiaobo (China) wegen seines langen und gewaltfreien Einsatzes für die Menschenrechte in seiner Heimat.

Der Friedensnobelpreis wird als einziger der Preise nicht in Stockholm, sondern in Oslo verkündet. Verliehen werden die Auszeichnungen traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896).

Der Friedensnobelpreis wurde bis 2020 insgesamt 90 mal an Männer verliehen, 17 Mal an Frauen und 28 Mal an Organisationen. Im vergangenen Jahr war die Ehrung an das Welternährungsprogramm
der Vereinten Nationen gegangen.

(red./ APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.