AE DIL HAI MUSHKIL, from left: Aishwarya Rai, Bachchan Ranbir Kapoor, 2016. TM and Copyright Fox STAR Studios. All right
Streamingtipps

Wien, die Stadt mit tausend Filmgesichtern

Wien ist aktuell nicht nur politisch eine Kulisse für Spannendes. Auch in Stefan Ruzowitzkys Kinokrimi „Hinterland“ dient die Stadt als Bühnenbild. Schon viele Filme zapften ihre Aura an. Sieben Empfehlungen.

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Wiener Blut

Von Willi Forst, 1942
Zu sehen auf Flimmit

„Es handelt sich um unsere Reputation“, blafft der besorgte Diener Knöpferl (Hans Moser) das singende Hauspersonal an. „Was soll sich denn der Herr Graf von unserer Musikstadt Wien denken, wenn er mit so einem Geplärr empfangen wird!“ Der internationale Ruf Österreichs war schon immer ein hohes Gut, das auch geringere Übel als handfeste Polit-Skandale in Gefahr zu bringen vermochten. Auch davon kündet Willi Forsts Wien-Filmklassiker „Wiener Blut“, der selbst emsige Imagepflege für die einstige Residenzstadt betreibt. Was im Wiener Körpersaft drinnen ist, erfährt man hier im Prolog, worin ein Alchemist das Blut zusammenmixt: ein Schuss Humor, ein Eitzerl Leichtsinn, etwas Herz, von der Historie nur ein Tröpferl, zum Schluss eine Flasche Musik. Die ist es dann auch, die im komödiantischen Melodram (vor dem Hintergrund des Wiener Kongresses) die Seelen – auch jene versteifter deutscher Gäste – zum Blühen bringt. Subtile Opposition zur NS-Zeit? Na ja: Die jüdischen Librettisten der Operettenvorlage bleiben geflissentlich ungenannt. Nach der Premiere ließ Goebbels in seinem Tagebuch jedenfalls ein bisschen Neid durchblitzen: „Für die Weltgeltung der Wiener sind wirklich die besten propagandistischen Kräfte am Werk.“

Die Sehnsucht meines Herzens

Von Karan Johar, 2016
Zu sehen auf Amazon

Dass Bollywood, stets auf der Suche nach bildstarken Postkartenkulissen, irgendwann über Wien stolpern würde, war absehbar. Laut Vienna Film Commission wurde für die indische Großproduktion „Ae Dil Hai Mushkil“ zehn Tage lang an verschiedenen Wiener Schauplätzen gedreht, unter anderem auf dem Maria-Theresien-Platz. Dennoch bleibt die Stadt eher vage im Hintergrund.

Der dritte Mann

Von Carol Reed, 1949
Zu sehen auf La Cinetek (ab 2,99 Euro)

Quasi das Gegenteil von „Wiener Blut“ – und doch kaum weniger imagefördernd für Wien – war Carol Reeds kultiger Nachkrieg-Noir „Der dritte Mann“. Die Hauptstadt zeigt sich hier von ihrer schummrigsten Seite, erscheint als windschiefes Schattenreich und finsteres Agentennest. Anton Karas' Zither klimpert süß, die Gassen winden und krümmen sich, das Riesenrad ragt als Drohkulisse empor. Hoch droben im Waggon fragt ein mephistophelischer Orson Welles die Hauptfigur (Joseph Cotten), ob es sie wirklich stören würde, wenn eine Handvoll der kleinen Punkte da unten plötzlich aufhören würde, sich zu bewegen. Und fügt an: „There's no proof against me.“ Später führt ihn sein Weg in die Untiefen der Kanalisation – und endet am Zentralfriedhof.

Firefox

Von Clint Eastwood, 1982
Zu sehen auf Sky

Clint Eastwood in der U-Bahn treffen, das wäre schon was! Anfang der 1980er hatten zumindest ein paar Wiener Statisten die Gelegenheit dazu. Ausgerechnet die für ihre architektonische Ausgefallenheit bekannte Metro Moskaus wurde in Eastwoods Actionknaller „Firefox“ von ihrem Wiener Pendant doubliert. Die Stationen Stadtpark und Südtiroler Platz brillieren dabei als Schauplatz einer Verfolgungsjagd.

James Bond 007 – The Living Daylights

Von John Glen, 1987
Zu sehen auf Sky

Auch für James Bond musste sich Wien verkleiden. In „Hauch des Todes“ mit Timothy Dalton übernahm die Volksoper die Rolle des Konservatoriums von Bratislava. Das Gasometer geriet indes zum Flugzeughangar. Und Helmut Zilk meinte damals, das Filmteam könne bei Bedarf gern auch „die U-Bahn in die Luft sprengen“.

Die Frau in Gold

Von Simon Curtis, 2015
Zu sehen auf Netflix, Amazon

Wien als Dreh- und Angelpunkt eines (realen) Restitutionsdramas: Exilantin Maria Altmann (Helen Mirren) ringt in dieser US-Produktion mit Unterstützung von Hubertus Czernin (Daniel Brühl) um die Rückgabe der von den Nazis beschlagnahmten „Goldenen Adele“ aus dem Belvedere-Bestand. Moritz Bleibtreu gibt in Rückblenden Gustav Klimt.

Before Sunrise

Von Richard Linklater, 1995
Diverse Anbieter (ab 3,99 Euro)

Nur wenige Filme, die sich berühmter Städte als Szenenbehübschung bedienen, machen sich die Mühe, ihrem Charakter gerecht zu werden. Anders der Kuschelkino-Dauerbrenner „Before Sunrise“. Céline, eine Französin (Julie Delpy), und der US-Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) begeben sich nach einer knisternden Zufallsbegegnung im Zug auf eine romantische Wien-Tagestour abseits der größten Sehenswürdigkeiten, schäkern im Café Sperl und stöbern in alten Schallplattenläden. Wo ihnen etliche heimische Originale über den Weg laufen, von Erni Mangold über Hanno Pöschl bis zu Tex Rubinowitz.

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