Deutschland

Rechtsextremismus-Ermittlungen gegen Ehrengarde der Bundeswehr

imago images/Mike Schmidt
  • Drucken

Dutzende Soldaten des Wachbataillons wegen teils bizarrer Vorfälle unter Verdacht. Das Verteidigungsministerium will den Verdachtsfällen „mit aller Härte" nachgehen.

Das deutsche Verteidigungsministerium untersucht einen neuen Extremismusverdacht im Wachbataillon der Bundeswehr. Dabei geht es zudem auch um Gewalt und sexuelle Übergriffe, wie das Ministerium am Freitag den Obleuten im Verteidigungsauschuss im Bundestag mitteilte. Im Blickpunkt sei eine Gruppierung innerhalb der 2. Kompanie, die sich "Wolfsrudel" nenne. Die Kompanie, die sonst etwa Staatsgästen militärische Ehren erweist oder bei staatlichen Festakten auftritt, wurde von ihren Aufgaben entbunden.

Zuerst hatte am Freitag der „Spiegel" berichtet. Dem Verdacht werde „mit aller Härte" nachgegangen, schrieb das Ministerium auf Twitter, und zeigte sich zutiefst beschämt: „Wir betonen es nochmal: Wir dulden keinen Extremismus - es gilt Null Toleranz bei jeglichen Straftaten."

Laut Ministerium habe ein Angehöriger der 2. Kompanie die Vorgänge angezeigt, ein weiterer sie als Zeuge bestätigt. Der Vorwurf: Sechs Soldaten sollen sich zu dem „Wolfsrudel" zusammengeschlossen haben.

„Innerhalb dieser Gruppe geht es um rechtsextreme Verhaltensweisen wie beispielsweise das Tragen eines T-Shirts mit einer abgebildeten Schwarzen Sonne und der Aufschrift auf der Vorderseite „Sonnenstudio 88" und auf der Rückseite „Wir sind braun", sowie die Bezeichnung asiatischstämmiger Kameraden als „Fidschi" oder „Schlitzauge"", heißt es. Die Zahl „88" wird in rechtsextremen Kreisen als Zeichen für den Hitlergruß benutzt.

Genitalien ins Gesicht halten, Anurinieren...

Genannt wurden in der Unterrichtung der Obleute aber auch entwürdigende Aufnahmerituale sowie Verstöße gegen die sexuelle Selbstbestimmung, etwa Anurinieren unter der Dusche, Faustschläge gegen den Bauch, Anzünden von Körperteilen mit Feuerzeug oder Zigarette oder durch ins Gesicht gehaltene Genitalien.

Es gehe letztlich auch um ziemlich abartige Trink- und Aufnahmerituale, um sexualisierte Gewalt und Übergriffigkeit und um rechtsextremistische Vorfälle, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

Zuletzt hatte der Kontakt eines Soldaten des Wachbataillons zur sogenannten Identitären Bewegung für Schlagzeilen gesorgt. Das Ministerium machte nun auch bekannt, dass sich heuer ein Soldat des Bataillons in einer Wehrmachtsuniform fotografieren ließ. Beiden sei die Ausübung des Dienstes untersagt worden.

Insgesamt „guter Eindruck"

Das Wachbataillon zählt knapp 1000 Mann. Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), sagte nach einem Besuch der Truppe in Berlin am Freitag, sie habe insgesamt "einen guten Eindruck" von den Ermittlungen. Und: „Bisher gibt es keine Bestätigung einer verfestigten rechtsextremen Gruppe innerhalb des Wachbataillons." Es gebe noch keinen Grund, an der Zuverlässigkeit und Verfassungstreue der Einheit an sich zu zweifeln.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.