Neue Oper Wien

In diesem Venedig stirbt man viele Tode

Aschenbach (Alexander Kaimbacher, rechts) und der Reisende (Andreas Jankowitsch, links).
Aschenbach (Alexander Kaimbacher, rechts) und der Reisende (Andreas Jankowitsch, links). [ Armin Bardel ]
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Benjamin Brittens „Death in Venice“, nach der Novelle von Thomas Mann: eine geheimnisvolle Reise in eine künstliche Welt aus verdrängten Emotionen und verbotenen Begierden.

Es gibt wohl kaum einen anderen Stoff, der so unverblümt zu Gedankensprüngen, Assoziationen und Projektionen verführt wie Thomas Manns „Tod in Venedig“. Er schreit auch geradezu danach, dass man nach geheimen Verwandtschaften späht, nach thematischen Überlappungen zu den großen Dingen des Lebens: Existenz, Kunst und Liebe. Eros und Thanatos. Apollinisches und dionysisches Prinzip. Es geht um Leben und Tod, Lust und Leidenschaft, wie auch um ihre unendlichen Varianten und Verflechtungen. Dazu als Cantus firmus: verdeckte oder eingestandene Homosexualität, künstlerisch ausformuliert im Original als Novelle, bei Visconti als Film – oder bei Benjamin Britten als Oper.

Brittens letztes Bühnenwerk lebt vom Wechselspiel zwischen Kammeroper und großem Musikdrama. Hier großer, imponierender Einsatz von Chor und Orchester, da eine Reduktion der Mittel zu rezitativartigen Passagen. Kombiniert mit einem frivolen Spiel alter und neuer Techniken, originellen Arrangements und Tonmischungen, die von der einzigartigen Fantasie des reifen Britten zeugen. Mag der Klang mitunter auch etwas karg erscheinen, er geht in jedem Fall unter die Haut, kommt so spannend wie dramatisch daher und zählt zum Besten aus den Siebzigerjahren.

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