Die Künstler entwickelten ein neues Selbstbewusstsein: Jean Fouquets „Madonna mit Kind umgeben von Engeln“.
Geschichte

Fasanenfest Philipp des Guten: Diplomatische Kunst oder Verschwendung?

Diplomatische Kunst oder Ver-schwendung? Beim Fasanenfest überraschte Philipp der Gute seine Gäste mit künstlichen Elefanten, echten Löwen und Musikern, die in riesigen Pasteten spielten. Er war ein Meister der Inszenierung – und Förderer der Künste.

Mehrere Korrespondenten waren angehalten, ausführlich vom großen Fest des Herzogs zu berichten. Der wollte damit möglichst rasch die Schrecken des Genter Aufstands vergessen machen, die sich zuletzt wie Blei übers Land gelegt hatten – und die verschiedenen Parteien auf Kurs bringen: Man kann die Ereignisse vom 17. Februar 1454 in Lille, das als Banquet du Vœu in die Geschichte eingegangen ist, gut mit den heutigen UN-Gipfeltreffen vergleichen. Amtsträger aus aller Herren Länder mitsamt ihren Familien und Angestellten trafen da zusammen. Die Verhandlungen waren schwierig und zogen sich über Monate hin, wie das auch heute noch in New York und Brüssel vorkommt, bis es denn doch zum gemeinsamen Unterzeichnen des Vertrags kam. Darin wurde auf Bitten von Kaiser und Papst hin beschlossen, dass versucht werden sollte, das 1452 von den Osmanen eroberte Konstantinopel gemeinsam für die Christenheit zurückzugewinnen.

Dass die Vertreter der einzelnen Abordnungen keineswegs gewillt waren, sich dem Projekt freudig anzuschließen, erklärt den außergewöhnlichen Aufwand, den Philipp der Gute dafür betrieb. so hatte etwa der bayerische Herzog Albrecht seinen Sohn davor gewarnt, sich mit Leuten in Kampf zu begeben, die „uns nie etwas zu Leide taten“, vor allem wenn es dafür keinen vernünftigen Grund gebe außer dem eitlen Ruhm in dieser Welt. Folglich musste sich der burgundische Hof diesmal besonders anstrengen, es stand einiges auf dem Spiel für den Herzog und für sein fragiles, zerrissenes und von allen Seiten heiß umkämpftes Reich. Der Preis war schließlich so hoch, dass später sogar der Hofchronist Olivier de La Marche, Generalintendant des Unternehmens, freimütig von unerhörten und eigentlich durch nichts zu rechtfertigenden Kosten spricht. Das Bankett geriet denn auch bald als Höhepunkt der spätmittelalterlichen Prunksucht in Misskredit.

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