Morgenglosse

Doof wie ein Dodo?

Welch Wortwahl! Mitterlehner sei „dead like a dodo“, schrieb Thomas Schmid in einer seiner Chatnachrichten im September 2016, als er sich der Übernahme der ÖVP durch Sebastian Kurz offenbar schon sehr sicher war.

So sicher, dass er eine britische Redensart bemühte, mit der dem (in diesem Fall politischen) Tod der eigentlich unmögliche Superlativ aufgesetzt werden soll: Wer „dead as a dodo“ ist, ist wirklich und unmissverständlich passé, ohne Chance auf Wiederbelebung. So wie der einst in Mauritius heimische Laufvogel, der zuletzt 1662 gesehen wurde, sich seitdem aber derart in die (Pop-)Kultur eingeschrieben hat, dass er als ausgestorbenstes aller ausgestorbenen Tiere erst wieder eine Art Nachleben führt.

Berühmt wurde der Dodo durch seinen Auftritt in „Alice im Wunderland“, mittlerweile gibt es ihn auch als Emoji. Früher hielt man ihn für patschert und ein bisserl doof, manche beschrieben ihn gar als zu doof zum Überleben, weil er sich leicht fangen ließ. Einen Dodo könnten im englischen Slang Versierte wohl auch jemanden nennen, der sich besonders dreist und unbekümmert geriert – etwa in seinen Chatnachrichten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2021)

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