Der Bühneneingang des Theaters in der Josefstadt, durch den etwa Johann Nepomuk Nestroy, Ferdinand Raimund, Ludwig van Beethoven, Gustaf Gründgens, Marlene Dietrich, Max Reinhardt, Karl Marx und viele andere ins Haus gelangten.
Theatergeschichte

Die vielen Leben des Josefstädter Theaters

Begonnen hat alles mit einer schlichten Bühne im Hinterhof des Gasthofs „Zum goldenen Strauß“. Heute kann das Theater in der Josefstadt auf mehr als 200 Jahre turbulente Theatergeschichte zurückblicken, die von Theaterdirektoren und Künstlern genauso geprägt wurde wie von Politik – und unentwegten Geldnöten.

Kultur gepaart mit Kulinarik ist ein lukratives Geschäftsmodell, diese Erkenntnis ist wahrlich keine neue. Das Konzept bewährte sich in Wien schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: in Margareten etwa, wo im Gasthof „Zur goldenen Sonne“ auch ein Theatersaal untergebracht war. Im Prater wiederum florierte das Gasthaus „Zum Hanswurst“ gleich neben dem Wursteltheater. Das sollte auch in der Josefstadt möglich sein, dachte sich der Schauspieler Karl Mayer, und begann, seinen Schwiegervater Johann Michael Köck zu bearbeiten. Dieser betrieb nämlich in der Kaiserstraße 93 (heute Josefstädter Straße 26) das Wirtshaus „Zum goldenen Strauß“. „Spätestens Ende 1787 muss es Mayer gelungen sein, seinen Schwiegervater von seinem Geschäftskonzept zu überzeugen“, sagt Robert Stalla, Professor für Kunstgeschichte an der TU Wien. Der Wissenschaftler hat in dem jüngst erschienenen Werk „Theater in der Josefstadt“ dessen Kunstgeschichte umfassend aufgearbeitet. Kurzum, am 24. Oktober 1788 eröffnete das „neue Schauspielhaus“. Damit hatten nun auch die Josefstädter ihr eigenes Theater und mussten nicht mehr nach Wieden oder in die Leopoldstadt fahren, wo es schon seit einigen Jahren Vorstadtbühnen gab.

Wobei der Begriff „Theater“ für das äußerst kleine, schlichte Logenhaus in der Josefstadt überzogen scheint. Mayers Schwiegervater hatte Josef Allio, einen Baumeister, der mit Theaterarchitektur nichts zu tun hatte, mit der Ausführung beauftragt. Dennoch wurde Mayer 1791 für sein Haus das kaiserliche Privileg gewährt. Das bedeutete nicht nur, dass jedes Programmheft und das Eingangsportal nunmehr mit dem kaiserlichen Doppeladler geschmückt wurden, sondern vor allem die umfangreiche Spielerlaubnis für alle Gattungen von Schauspielen, deutsche und italienische Opern und lukrative Ballette.

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