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Was ein Bundeskanzler mit Persil und Omo zu tun hat

Persil setzt sich aus den Begriffen Perborat und Silikat zusammen, den ursprünglichen Hauptbestandteilen.
Persil setzt sich aus den Begriffen Perborat und Silikat zusammen, den ursprünglichen Hauptbestandteilen. APA/dpa/Rolf Vennenbernd
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Ein Blick zurück auf die sprachlichen Wurzeln von Waschmitteln und ihre Rolle im Sprachgebrauch.

„Wie kann man glauben, dass andere Parteien bestimmen können, wer unsere Nummer eins ist?!“ Das schrieb ÖVP-Nationalratsabgeordneter Wolfgang Gerstl kürzlich auf Twitter zur Debatte um die Ablöse von Sebastian Kurz als Bundeskanzler. „Das lassen wir mit Sicherheit nicht zu, oder glaubt wirklich jemand, dass der Chef von Omo bestimmen kann, wer Chef von Persil ist?“ Nun, das wird insofern schwierig, weil weder Omo noch Persil Firmen sind, die einen Chef haben. Omo ist eine Waschmittelmarke von Unilever, während Persil ein Waschmittel des Henkel-Konzerns ist.

Aber was steckt hinter diesen Namen? Nun, Omo ist ein Akronym aus „Old Mother Owl“, einer Passage aus dem Kindergedicht „Over in the Meadow“ von Olive A. Wadsworth. Damit wurde 1908 in Großbritannien eine Seife benannt, später das Waschmittel. Persil wiederum setzt sich aus den Begriffen Perborat und Silikat zusammen, den ursprünglichen Hauptbestandteilen. Im deutschsprachigen Raum wurden auch weitere Begriffe damit gebildet, etwa der Persilschein, der 1945 rund um die Entnazifizierung aufgekommen ist – als Bestätigung der makellosen politischen Vergangenheit eines NSDAP-Mitglieds, quasi eine Reinwaschung. Später wurde die Bedeutung auf jegliche Unbedenklichkeitsbescheinigung ausgeweitet. Heute kaum mehr bekannt ist der Persilkarton des Wirtschaftswunders, wie in den 1950er-Jahren ein Lederkoffer genannt wurde. Er ersetzte den einst üblichen Persil-Karton, in dem Rekruten beim Antreten in der Kaserne ihre Kleidung brachten.

Aber um es noch komplizierter zu machen: In einigen Ländern hat Unilever die Markenrechte an Persil, unter anderem in Frankreich. Dort war unklar, ob sich Henkel die Namensrechte überhaupt schützen lassen konnte, also verkaufte man die Nutzungsrechte. Denn im Französischen steht Persil schlicht für Petersilie. Tja.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2021)

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