Bittere Ironie: NS-Künstler Richard Scheibe gestaltete ein Ehrenmal für die Attentäter von 1944.
Ausstellung in Berlin

Wie die Nazi-Künstler nach 1945 reüssierten

Hitlers „Gottbegnadete“ konnten ihre Karrieren oft bruchlos fortsetzen, wie das Deutsche Historische Museum zeigt. Aber warum?

Willy Meller zählte zwischen 1933 und 1945 zu den meistbeschäftigten deutschen Bauplastikern und legte das Bildprogramm mehrerer „NS-Ordensburgen“ fest. 1952 entwarf er für Adenauers Amtssitz in Bonn den „Bundesadler“. Der Bildhauer Joseph Enseling gestaltete 1938 ein „Gauehrenmal“ für die „Blutzeugen der Bewegung“ – bald nach 1945 erhielt er seine Professur in Düsseldorf zurück. Einer seiner Schüler war der junge Joseph Beuys.

Von Hermann Kaspar, dem Chefdesigner des einschüchternden Marmorsaals in der Berliner Reichskanzlei, ist im Münchner Haus der Kunst heute noch ein propagandistisches Wandgemälde zu bestaunen, das allerdings erst 1948 angebracht wurde. Auch das Relief „Rossebändiger“ von Vorzeige- „Genie“ Arno Breker, der für Symbolorte wie das Nürnberger Reichstagsgelände heroische Monumentalskulpturen lieferte, war beim Systemkollaps noch nicht fertig. Vorgesehen war das Titanenwerk für Albert Speers „Welthauptstadt Germania“. Aufgestellt wurde es schließlich von einem westdeutschen Großunternehmen. Spitzenpolitiker und Wirtschaftsbosse der BRD zählten zu den Bewunderern Brekers und ließen sich von ihm porträtieren. Noch Kanzler Erhard schwärmte, dass sein Werk „alle politische Gunst und Missgunst“ überdauert habe, „weil sein Fundament unerschütterlich sei“.

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